Aufruhr in Übersee

■ Ungeliebter Geschäftsführer soll noch ein Jahr bleiben / Direktorin nach Berlin

Im Überseemuseum ist die Stimmung auf dem Siedepunkt: Der umstrittene kommissarische Geschäftsführer Jürgen Janke, der im Oktober seine Koffer gepackt hatte, kehrt für ein Jahr zurück. Das hat der Stiftungsrat gegen das Votum der Mitarbeitervertretung und der Direktorin Viola König beschlossen. König wird das Museum allerdings verlassen. Sie übernimmt zum 1. März die Leitung des renommierten Museums für Völkerkunde in Berlin-Dahlem. Obwohl eine endgültige Entscheidung darüber durch den Stiftungsrat der Stiftung Preußischer Kulturbesitz noch aussteht, gilt die Wahl Königs als sicher: Die Bremerin ist der einzige Personalvorschlag des Präsidenten.

Für Janke ist damit zumindest eine Gegnerin aus dem Weg. Er hatte sich nach einer Krankheitsvertretung auf den Geschäftsführer-Posten beworben. Obwohl sich kein anderer geeigneter Kandidat fand, hatte sich der Stiftungsrat unter Leitung von Kultursenator Bernt Schulte (CDU) vor einem Monat gegen die Berufung Jankes ausgesrochen und eine Neuausschreibung der Stelle angekündigt. Der Text dafür lag schon vor. Aber die Nachricht vom Ausscheiden der Direktorin hat alles auf den Kopf gestellt. In der jüngsten Ausschusssitzung wurde Janke für ein weiteres Jahr eingestellt. „Wir waren einfach über eine Doppelvakanz an der Spitze des Museums besorgt“, erklärt Kulturstaatsrätin Elisabeth Motschmann.

Merkwürdig sind die Umstände, unter denen der Sinneswandel des Stiftungsrats zustande kam: Der einzige Mitarbeitervertreter, der nach Bremer Stiftungsrecht nicht stimmberechtigt ist, wurde zur entscheidenden Debatte nicht zugelassen. Die Mitarbeitervertretung verschafft ihren Interessen nun auf anderem Wege Geltung: Sie hat Janke einen Brief mit den Unterschriften von 33 KollegInnen geschickt, in dem er aufgefordert wird, von dem Posten zurückzutreten, so wie er es im Oktober zugesagt habe. Laut Janke selbst hatte er damals allerdings lediglich ausgeschlossen, die Stelle bis zum Ergebnis einer Neuausschreibung weiterzubetreuen. Nun habe der Stiftungsrat ihn dagegen „als Folge“ der alten Ausschreibung eingestellt. Das kommende Jahr will der langjährige SPD-Bürgerschaftsabgeordnete nun nutzen, um mit einer neuen Direktion auszuloten, ob eine Zusammenarbeit möglich ist. jank