Mehr neue Lehrer braucht das Land

■ Grüne fürchten Lehrer-Notstand nach der Pensionierungs-Welle / „Sofortprogramm“

Ein gutes Drittel der 6.500 bremischen LehrerInnen gehen in den nächsten fünf Jahren in Pension, bei den Gymnasial-Lehrern sind es sogar 40 Prozent. Wenn sie ersetzt werden sollen – und über einen Überfluss an Lehrkräften klagt keine Schule – dann müssten ab sofort jedes Jahr an die 400 neue Lehrer und LehrerInnen ihr Examen bestehen und ins Referendariat gehen. Das Referendariat dauert derzeit zwei Jahre, die 400 Ersatz-Lehrer, die in zwei Jahren eingestellt werden sollen, müssten jetzt ihr Referendariat schon begonnen haben.

Haben sie nicht. Die Zahl der Referendare ist erschreckend geringe gegenüber diesem Bedarf, und die Zahl der Lehramtsstudenten noch geringer. Physik-Lehrer wollen derzeit gerade 60 Studenten an der Bremer Uni werden, Informatik als Fach für Lehramt gibt es überhaupt nicht an der Bremer Uni. Und, so kritisiert der Bremer Bildungspolitiker Dieter Mützelburg, trotz der doch guten Berufsaussichten gibt es nicht einmal eine Werbung fürs Lehramt-Studium in Bremen. Es bestünde die Chance, junge Leute nach Bremen zu holen, und der Wissenschaftssenator nutzt sie nicht. Dabei müsste Willi Lemke als Präsident der Kultusminister-Konferenz wissen, dass es an anderen Universitäten nicht besser aussieht. „wenn Bremen nicht schnell handelt, ist der Arbeitsmarkt für Lehrer komplett leergefegt. Schon heute gibt es im Bereich der Sonderschul- und Berufsschul-Lehrer mehr freie Stellen als Bewerber. Im Jahre 2005 werden nach Berechnungen des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) bundesweit 100 zu besetzende Berufsschullehrerstellen 40 Bewerbern gegenüberstehen.“ Das Bildungsressort versucht, durch Angebote der Verbeamtung Lehrer nach Bremen zu locken, das funktioniert aber nicht, weil andere dasselbe anbieten. Willi Lemke als KMK-Präsident erklärt gleichzeitig, dass die Verbeamtung der falsche Weg sei. Flexibel sollen Lehrer sein, nicht lebenslang an eine Tätigkeit gebunden. Eine „Beschäftigungsagentur“ könnte Lehrern, die „ausgebrannt“ sind nach zehn Jahren, beim Umstieg in eine andere Arbeit helfen, gleichzeitig „Quereinsteiger“ für die Schulen vorbereiten. Muttersprachliche Lehrer aus Spanien oder England könnten abgeworben werden. Vor allem aber, so schlägt der Grüne in seinem „Sofortprogramm“ vor, sollte die Referendariats-Zeit auf 18 Monate verkürzt, die Bezüge angehoben und die Zahl der Referendariats-Stellen deutlich erhöht werden. Die Lehrerausbildung müsse so attraktiv gemacht werden, dass dafür auch geworben werden kann, findet Mützelburg. Und das Gerede über die Lehrer als faule Säcke müsse aufhören. K.W.