schnittplatz
: Preisverdächtige TV-Gefragte

Was wäre das Fernsehen ohne seine Preise. Den begehrten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis bekamen soeben drei attraktive Damen, weil sie nicht nur schön anzusehen sind, sondern auch journalistischen Glanz in die Hütten der Fernsehzuschauer bringen. So wie es Friedrichs einst vorgab – den Mächtigen lieber mutige und kluge Fragen stellen, statt sich mit ihnen gemein zu machen.

An der Preiswürdigkeit der TV-Fragerinnen Bauer, Illner und Maischberger ist insofern nichts zu mäkeln. Nur: Wer würdigt eigentlich jene Leute, die stets auf Abruf sind, um in „ARD-Brennpunkten“, „ZDF-Spezials“ und selbstverständlich jedem normalen „RTL-Nachtjournal“ oder „Christiansen“-Talk nicht die immer klugen, sondern immer gleichen Fragen zu beantworten? Jene Experten, die für ihre Omnipräsenz ebenfalls einen Preis verdient hätten, wie natürlich Franz Beckenbauer, („Wo steht der deutsche Fußball?“) oder ADAC-Boss Otto Flimm, gerngesehener Kompetenzguru zur Frage „Wie schlecht geht’s dem Autofahrer?“

Denn schlecht geht’s ja immer irgendwelchen Leuten, das wissen am besten Ursula Engelen-Käfer (in puncto Arbeitnehmer), Olaf Henkel (Unternehmer) und Erhard Geyer (Beamte). Und: Alles würde besser, wenn nur die Wirtschaft richtig brummt, und ob sie brummt oder warum nicht, erklärt am besten Norbert Walter, Chef-Ökonom der Deutschen Bank, während zur konkreten Frage „Wie stehen die Aktien für den Kleinanleger?“ die Antwort Klaus Nieding vom Deutschen Schutzverein für Wertpapierbesitz heißt.

Andere Tagödien, andere TV-Bekannte: Nach Flugzeugabstürzen kommt der so schön passend heißende Thomas von Sturm von der Pilotenvereinigung „Cockpit“, auf den Abgrund der Kriminalität ist der Kriminologe Christian Pfeiffer abonniert. Nur beim Beackern der „Parteienlandschaft“ gibt es bisher kein Monopol. Wohl eher ein Saisonhit, aber beeindruckend war die TV-Karriere von Dr. Dorit Feddersen-Petersen: An der Haustierkundlerin der Uni Kiel kam niemand vorbei, der wissen wollte: „Wie denken Kampfhunde?“

Die taz fordert daher sofort den „Horst W. Opaschowski“-Preis für TV-Expertentum. Erster Favorit: der BAT-Oberfreizeitforscher. Step forward, Professor Opaschowski GUNNAR LEUE