Tausende gegen rechts

Mit einem Großeinsatz hielt die Polizei in Dortmund 600 Neonazis und linke Gegendemonstranten auseinander. 10.000 Menschen beteiligen sich an Kundgebung gegen Fremdenfeindlichkeit

aus Dortmund FIETE STEGERS
und NADIA LEIHS

„Wir wollen hier den Aufstand der Anständigen machen, den der Kanzler gefordert hat, und Sie hindern uns daran!“ Die Demonstrantin war sauer, die Polizisten in der Sperrkette blieben stur. Die Neonazis, gegen die sie am Samstag in Dortmund auf die Straße gingen, bekamen die Demonstranten nicht zu Gesicht. 2.500 Polizisten hatten Teile der Innenstadt abgeriegelt.

Das Oberverwaltungsgericht Münster hatte in der Nacht zuvor den vom Hamburger Christian Worch angemeldeten Neonazi-Aufmarsch erlaubt, nachdem ihn der Dortmunder Polizeipräsident ein zweites Mal verboten hatte. Ein erstes Verbot hatte das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen aufgehoben.

Gleichzeitig zum Aufmarsch der Rechtsextremisten demonstrierten rund 10.000 Menschen in der Dortmunder Fußgängerzone gegen Fremdenfeindlichkeit. Aufgerufen hatten Stadtverwaltung, Grüne, SPD, Gewerkschaften und Vereine. Würstchenstände, Musikprogramm und Sonnenwetter sorgten für Volksfeststimmung. Die Redner, darunter BVB-Präsident Gerd Niebaum und Ministerpräsident Wolfgang Clement (SPD), riefen zum gemeinsamen Engagement gegen Rechtsextremismus auf.

Auf Polizeiwunsch war die Kundgebung verlängert worden, um eine Konfrontation mit den Rechtsextremisten zu verhindern. Etwa 2.500 Demonstranten verließen die Kundgebung jedoch vorzeitig, um den Versammlungsort der Rechtsradikalen zu blockieren. Den Weg dorthin versperrte ihnen ein massives Polizeiaufgebot.

Die Neonazis mussten ihre geplante Marschroute allerdings stark verkürzen. In Dreierreihen marschierten knapp 600 Rechtsradikale im Schneckentempo durch menschenleere Straßen und skandierten Parolen. „Die etablierten Parteien sind satt. Sie verraten den Willen der Deutschen“, verkündete Veranstalter Worch. Er forderte einen „nationalen und sozialistischen Staat“ und hetzte gegen „ein kleines Land, wo die Leute krumme Nasen haben“. Unterstützung bekam er von den rechten Ruhrgebietsgrößen Siegfried Borchardt, Dietmar Breyl und Friedhelm Busse, dem ehemaligen Vorsitzende der verbotenen FAP.

Rund 120 linke Demonstranten wurden währenddessen von der Polizei vier Stunden lang eingekesselt und anschließend im Polizeipräsidium über drei Stunden festgehalten. Sie hatten versucht, die Sperren zu durchbrechen. Dabei waren Steine und Flaschen geflogen. Drei Polizisten wurden leicht verletzt.

Die Rechtsradikalen verschwanden aus der Sperrzone, wie sie gekommen waren: per S-Bahn. Am Abend kam es am Hauptbahnhof zu einer Schlägerei zwischen Neonazis und etwa 150 Autonomen. Die Polizei schloss die Linken ein und nahm zwei von ihnen fest. Ein Polizist und ein Passant wurden verletzt.