väter, söhne, schreine etc.
: Fela Kutis Shrine war ein nigerianisches Widerstandsnest, sein Sohn Femi hat daraus einen braven Club gemacht

Kiffer müssen draußen bleiben

In allem, was der junge Musiker Femi Kuti tut, muss er sich mit seinem Vater, dem King of Afro Beat, messen lassen. Am Freitag wurde der „New Afrika Shrine“ in Lagos eröffnet. Drei Tage lang traten Musiker des Landes auf. Nach der ersten Nacht sagte Femi erleichtert: „Habt ihr gesehen, wie die Lagosians aufgedreht waren? Da ist Energie wie im alten Shrine.“ Femi selbst erschien, wie auch sein Vater immer, zum Höhepunkt irgendwann um drei Uhr nachts.

Das war aber auch das einzige, was den Afro-Beat-Fans noch vertraut vorkam. Sonst erinnert nicht mehr viel an den alten „Shrine“ von Fela Anikulapo Kuti in der Pepple Street im Stadtteil Ikeja. Weil Fela und seine Söhne sich nie mit den Eigentümern über einen Kauf einigen konnten, wurde die Kultstätte letzten Januar geschlossen – nach mehr als zwei Jahrzehnten ungestümen Musiklebens mit rituellem Oppositionsstatus gegenüber den wechselnden Militärdiktaturen.

Rund vier Kilometer vom neuen Shrine entfernt, erinnert nur noch die bemalte Mauer an den Ort, wo der vor drei Jahren verstorbene Fela Kuti seine Musik zelebrierte und mehrere Male für seine gesellschaftskritischen Texte ins Gefängnis musste. Ende der Siebzigerjahre wurde von Fela schon einmal ein neuer Shrine aufgebaut, als der damalige Militärmachthaber und heutige Präsident Olusegun Obasanjo den ersten Shrine abreißen ließ mitsamt dem Wohnhaus.

Femis neuer Shrine wird wahrscheinlich nie die Kultstätte oder das Widerstandsnest werden, das sein Vater damals errichtete. Es gibt zwar einen kleinen, abgeschirmten Altar, doch darin befinden sich nur harmlose Dinge: Porträts der Mutter von Fela, die beim Überfall des damaligen Obasanjo-Regimes ums Leben kam, und einige Holzstatuen von Fela Kuti mit dem obligatorischen Baritonsaxophon. Auch die von Fela verachtete Polizei wacht im neuen Shrine am Eingang, angeheuert von den Managern.

Für die Eröffnung kellnerten Promomädchen von Guinness durch die Riesenhalle, die Platz für rund 2.000 Gäste bietet, ein Vielfaches gegenüber dem alten. Zehn Porträts hängen an den Säulen: Nelson Mandela, Malcom X, Martin Luther King, Thomas Sankara, Patrice Lumumba, Marcus Garvey und Vater, Mutter und Schwester von Fela sowie der King of Afro Beat selbst. Femi will vieles anders machen. Er raucht nicht die dicken Marihuanajoints wie sein Vater und will den Drogenkonsum in seinem „New Afrika Shrine“ lieber draußen halten. Verkäuferinnen, die mit ihren kleinen Töchtern unweit der Bühne die Haschzigaretten drehten, sucht man vergeblich.

Viele nennen Femi Kuti einen sauberen Verschnitt seines Vaters, und auch sein jüngerer, ebenfalls sehr musikalischer Bruder Seun hält nicht viel von der Art, wie Femi die Musik seines Vaters verändert, in die Weltöffentlichkeit bringt und von Tokio bis Brasilien reist. Aber Erfolg hat Femi damit. Er bekam viele internationale Preise, darunter den Kora-Award als bester Musiker Afrikas im vergangenen Jahr; seine Videos laufen auch auf MTV.

Noch ist es zu früh, Femi als Ausverkauf oder gar Verräter der Familientradition zu schimpfen. Er ist in Nirgerias Krisenzeiten aufgewachsen und hat die Repressionen durch den Staat gegen seinen Vater mit erleiden müssen. Vor allem will der Sohn die Musik von Fela auf eine neue Stufe bringen – und dazu gehört eben auch der „New Afrika Shrine“: „Hier kann ich den jungen Nigerianern meine Message rüberbringen – auf meine Weise.“ HAKEEM JIMO