Bewag-Aufteilung: wie unter Brüdern

US-Konzern Southern Energy will Vattenfall als Bewag-„Partner“, beharrt aber auf knappem Mehrheitsanteil

Im Konflikt um die Übernahme und Führung des Berliner Stromerzeugers Bewag zwischen der schwedischen Vattenfall HEW und dem US-Konzern Southern Energy hat der US-Konzern ein neues Angebot vorgelegt. Bei der Neuordnung der ostdeutschen Stromwirtschaft, so Southern Energy, wollen die Amerikaner der schwedischen Vattenfall und den Hamburgischen Electricitäts-Werken (HEW) die gleichberechtigte, „partnerschaftliche Führung“ beim Berliner Stromkonzern Bewag anbieten. Sie beharren allerdings zunächst auf einen knappen Mehrheitsanteil des Stromversorgers.

In dem gestern bekannt geworden Kompromissangebot schlägt Southern zudem vor, dass die Bewag unabhängig von ihrer künftigen Eigentümerstruktur sowie der deutsche Vattenfall-Partner HEW gemeinsam für den Braunkohleverstromer Veag bieten. Eine große ostdeutsche Stromholding, die den gesamten Markt kontrollliert und beliefert, lehnt Southern zunächst jedoch ab.

Die Bewag- und Veag-Anteile stehen seit dem vergangenen Jahr zum Verkauf. Bisher streiten der Bewag-Aktionär Southern Energy und HEW um die frei werdenden Bewag-Anteile. Die Neuordnung des Bewag-Besitzes ist ein Teilaspekt um die Vorherrschaft auf dem ostdeutschen Strommarkt um den Veag-Konzern.

Vattenfall reagierte zurückhaltend auf den neuen US-Vorstoß und will zunächst das konkrete Southern-Angebot abwarten, so ein Sprecher der Unternehmensführung.

Southern schlägt konkret vor, dass Vattenfall/HEW in den Bewag-Konsortialvertrag als Partner aufgenommen werden. Southern würde auf eine Bewag-Mehrheit von 75 Prozent verzichten, jedoch auf einen Anteil knapp über 50 Prozent bestehen. Die knappe Bewag-Mehrheit sei aber keine Vorbedingung für eine Kooperation von HEW und Bewag im anstehenden Veag-Bieterverfahren.

Sollte das Bewag-Angebot nicht angenommen werden, werde Southern versuchen, weiter auf dem Rechtsweg seine Interessen durchzusetzen.

Das gemeinsame Gebot für Veag und den Ostbraunkohleförderer Laubag könne auch den sächsischen Regionalversorger Envia umfassen, was den Interessen von HEW entsprechen würde.

Southern-Deutschland-Tochter Jason Harlan sprach von einem Modell, das gegenseitige Blockaden vermeiden solle und relativ schnell umgesetzt werden könne. Bei Vattenfall hieß es, ein solches Angebot liege nicht vor. Man habe nur über die Medien erfahren, dass Southern ein Kompromissangebot unterbreitet haben soll.

Wie die Tageszeitung Die Welt berichtet hatte, sollen nach dem Southern-Vorschlag die Amerikaner und Vattenfall/HEW zudem gemeinsam ein Konsortium zur Übernahme der drei ostdeutschen Energiebetriebe Veag, Laubag (Braunkohle und Envia bilden. Aus diesem Unternehmen müssen sich die Konzerne Eon und RWE aber aus kartellrechtlichen Gründen zurückziehen. Die angesetzte Bieterfrist läuft am 15. November dieses Jahres ab. DPA/TAZ