Erstes Eingreifen für Euro

Gemeinsame Aktion der großen Industrieländer soll die europäische Währung stärken. Experten: langfristige Wirkung der Maßnahme unklar. Euro springt nach Erklärung um vier Cent nach oben

von MARIA KLEINSCHROTH

Die Notenbanken der großen Industrieländer haben sich auf eine abgestimmte Aktion für die Stärkung des Euro verständigt, so gestern die Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt. Aus Sorge über die Auswirkungen auf die Weltwirtschaft wurde eine gemeinsame Intervention beschlossen.

Die Zentralbanken der USA, der EU und Japans verkauften gemeinsam Dollar für Euro – wie viel und wie oft eine solche Aktion wiederholt wird, wollten sie natürlich nicht bekannt geben. Die Devisenhändler wüssten dann, wie hoch sie spekulieren müssten, um die Absichten der Zentralbanker zu unterlaufen. Der Referenzkurs des Euro stieg nach dieser seit Jahren beispiellosen Aktion gestern Nachmittag um fast vier Cent auf knapp 0,89 Dollar. Ein Dollar war damit „nur“ noch 2,20 Mark wert, nachdem er in den vergangenen Tagen schon bei 2,30 Mark stand.

Nach all den nutzlosen Bemerkungen über einen unterbewerteten Euro wollen die Industrieländer es nun mit harter Währung versuchen. Die Erklärung der EZB war üblich dürftig: „Auf Initiative der Europäischen Zentralbank haben die Währungsbehörden der Vereinigten Staaten und Japan zusammen mit der Europäischen Zentralbank eine konzertierte Intervention an den Devisenmärkten vorgenommen, weil sie die Besorgnis über die möglichen Folgen der jüngsten Entwicklung des Euro-Wechselkurses für die Weltwirtschaft teilen.“

Auch die britische Zentralbank in London will sich angeblich beteiligen. Nach Einschätzung von Experten ist der langfristige Erfolg aber noch nicht abschätzbar. Man werde sehen, ob die Devisenmärkte versuchten, gegen alle großen Zentralbanken zu spekulieren. Nach Einschätzung von Bernhard Pfaff von der Commerzbank gibt es zwei Faktoren, die den Erfolg der Intervention gefährden könnten. Zum einen sei der Markt derzeit gegen den Euro eingestellt. Zum anderen sei es in der Vergangenheit ein probates Mittel gewesen, eine Intervention mit einer Zinserhöhung zu untermauern. Dies scheine im Moment jedoch wenig wahrscheinlich.

Währungsexperten begrüßten trotzdem übereinstimmend die Teilnahme der US-Notenbank an der Intervention. Wenn die Maßnahme erfolgreich sein könnte, dann nur auf diesem Wege, sagte Petra Köhler von der Dresdner Bank. Offenbar habe man auch in den USA Angst um das Währungssystem bekommen, sagte Bernd Weidensteiner von der DG Bank. Nach Einschätzung Köhlers ist die Intervention aber auch im Interesse der USA. Die Vereinigten Staaten könnten kein Interesse daran haben, ihr hohes Leistungsbilanzdefizit mit einem sehr starken Dollar noch weiter zu vergrößern.

Vor der Intervention am Freitagnachmittag hatte bereits das bevorstehenden G-7-Treffen in Prag dem Euro etwas Auftrieb verliehen. Das Treffen soll die Herbstkonferenz des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank vorbereiten. Wichtigste Themen sind voraussichtlich die hohen Ölpreise und der schwache Euro.