women at work – heute: die deutschen volleyballerinnen
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Erstmals hatten sie gestern im olympischen Turnier einen Satz gewonnen. Gegen Peru. Mittelprächtig deutlich sogar mit 25:19. Doch die Nerven flattern noch immer. Die erfahrene Sylvia Roll, seit Jahren in der besten Liga der Welt in Italien aktiv, versucht es mit einer Art Voodoo und bespricht die quietschblaue Bande. Es klappt: Die DVV-Auswahl gewinnt souverän mit 3:0-Sätzen.

Im Januar hatte das Team des koreanischen Bundestrainers Hee Wan Lee überraschend in Bremen das europäische Qualifikationsturnier gewonnen. Seitdem bastelt Verbandskönig Werner von Moltke an Volleyballs besserer Zukunft: Etablierung der deutschen Frauen in der Weltliga. Die Herren wenigstens ins obere Mittelfeld. Die Herren-EM 2001 und die Frauen-WM 2002 finden in Deutschland statt. Mit letzten Plätzen vor heimischem Publikum sind keine Sponsoren, Medien oder Interessierte hinzuzugewinnen. Nur mit ihnen kann Volleyball mit den führenden Teamsportarten Fußball und Basketball mithalten.

Am Ende des 3. Satzes gegen Peru kam auch das Küken, Anja Nadine Pietrek, zu einem unerwarteten Einsatz. Fast hätte sie sogar den Matchball verwandelt. Das wäre noch toller gewesen, doch die Stimmung im deutschen Team ist danach ohnehin ausgelassen. Demonstrativ lehnt sich der beleibte Verbandskönig über die Brüstung der Pressetribüne herab, um Angreiferin Hanka Pachale zu umarmen. Alles wieder gut?

„Wir wollen hier nicht als Touristinnen die Tage zu vertrödeln“, sagt Mittelblockerin Christina Schultz nach dem Sieg. Platz 8, wie in Atlanta, ist das Ziel in Sydney. Dazu muss wenigstens noch ein Gruppenspiel gewonnen werden, gegen Korea oder Italien. In der anderen Gruppe sind die eher leichteren Gegnerinnen und ein Sieg im Überkreuzspiel möglich. Vorher, am Freitag, warten die schlagstarken und wohl unschlagbaren Teenagerinnen aus Russland. OLIVER CAMP