Drei Preise für Zivilcourage

„Aktion Gemeinsinn“ zeichnete drei besonders engagierte BürgerInnen aus. Eine neue Kampagne zum Kampf gegen Gewalt stößt auf Kritik, weil sie zu Gegengewalt aufruft

BERLIN taz ■ Ein Steinmetz, eine in Hannover lebende Britin und ein ehemaliger Steuerfahnder wurden gestern mit dem Preis für Zivilcourage ausgezeichnet. Bundesratspräsident Kurt Biedenkopf überreichte gestern die Auszeichungen der „Aktion Gemeinsinn“.

Steinmetz Otmar Kagerer hatte unentgeltlich die Restaurierung von Grabsteinen übernommen, die auf dem jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee im Oktober 1999 geschändet worden waren. Seine Hilfe machte Kagerer selbst zum Opfer: Unbekannte verwüsteten sein Lager. Sachschaden: 60.000 Mark. Zum Glück bekam Kagerer Hilfe von der Amadeu-Antonio-Stiftung.

Preisträgerin Janet H. eilte 1999 einer Rentnerin zu Hilfe, die von Jugendlichen in der Straßenbahn belästigt wurde. Daraufhin bezog sie selbst Prügel. Später kamen Drohanrufe.

Zum dritten Preisträger wählte die Jury der „Aktion Gemeinsinn“ Klaus Förster. Der ehemalige Steuerfahnder gehörte zu den Ermittlern in der Flick-Affäre. Vorgesetzte wollten ihn abhalten, Förster blieb hartnäckig. Nach einer Strafversetzung quittierte er 1983 den Dienst.

Mit Fernsehspots, Anzeigen und Plakaten will die „Aktion Gemeinsinn“ in den kommenden Monaten zu mehr Zivilcourage auffordern. Die Motive spielen mit dem grünen Symbol für Notausgänge und zeigen Situationen von Missbrauch und Gewalt. „Aber statt wegzulaufen, rennt das Männchen blitzschnell hin“, erläuterte gestern Harald Schmitt von der Agentur Publicis, die die Kampagne kostenlos entworfen hat. Kritiker bemängelten gestern, die TV-Spots betonten zu stark Gegengewalt als Form der Zivilcourage. Geändert wird aber erst einmal nichts, Druckvorlagen und Spots werden verschickt. Die Initiative hofft auf kostenlosen Abdruck und Ausstrahlungen.

FIETE STEGERS