Sydney 2000 – in Zahlen und Daten

Die 27. Olympischen Sommerspiele von Sydney beginnen kommenden Freitag um 18.05 Uhr Ortszeit, also 9.05 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit (MESZ). Nach sechzehnTagen, am Sonntag, 1. Oktober,10.50 Uhr MESZ, endet die mächtigste Sportveranstaltung der Welt.

10.200 Athleten aus zweihundert Ländern werden an den Spielen teilnehmen. 28 Sportarten sind im Programm, mehr als je zuvor. Erstmals finden Wettbewerbe im Triathlon, Taekwondo, Frauenwasserball und Trampolinspringen statt.

Die deutsche Olympiamannschaft besteht aus 433 Athleten und 278 Betreuern und ist damit kleiner als die, die 1996 nach Atlanta geschickt wurde. Für seine Repräsentanten muss Deutschland 11 Millionen Mark aufbringen, wovon das Bundesinnenministerium gut die Hälfte übernimmt.

Das deutsche Fernsehen (ARD, ZDF, 3.sat, Eurosport) überträgt rund um die Uhr. Das Spektakel kostet insgesamt etwa 2,28 Milliarden US-Dollar. Hauptsponsoren sind unter anderem Coca-Cola, IBM, Visa, McDonald’s, Samsung und UPS.

Zum zweiten Mal nach 1956 in Melbourne finden die Olympischen Spiele in Australien statt. Sydney hatte sich 1993 überraschend gegen den eigentlichen Favoriten Peking durchgesetzt. Wie seit dem IOC-Korruptionsskandal 1998/1999 bekannt, bekam Sydney (45 zu 43 Stimmen) den Zuschlag nicht, weil Australien in puncto Menschenrechte bessere Noten erhielt, sondern weil Pekings Lobby die IOC-Mitglieder materiell weniger günstig zu pflegen wusste.

Insgesamt gibt es 9,2 Millionen Eintrittskarten zu den Wettkämpfen, von denen mehr als 5 Millionen an Australier gingen. VieleTickets sind noch erhältlich; die Hotelpreise in Sydney sinken seit mehreren Wochen.

Das Olympiastadion (110.000 Sitzplätze) ist das größte in der Geschichte der Spiele. Alle Wettbewerbe finden ökofreundlich direkt in Sydney statt; nur für die Fußballvorrunde wird nach Canberra, Adelaide, Brisbane und Melbourne ausgewichen.

Die Viermillionenmetropole wird für die sechzehn Tage der Spiele zum Hochsicherheitstrakt. Ruhe und Ordnung sollen herrschen, um kein zweites München 1972 zu riskieren. Obskur: Vom Parlament von Neusüdwales wurde eigens für die Spiele ein Gesetz verabschiedet, das es unter anderem verbietet, in Restaurants und Einkaufszentren zu rauchen und auf die Sportler zu wetten.

Wie bei allem Olympischen Spielen bleibt es bis zur Eröffnung ein Geheimnis, wer das olympische Feuer entzünden wird. 1996 in Atlanta war es der legendäre Boxer Muhammad Ali, der, von der Parkinsonkrankheit gezeichnet, der letzte Feuerträger war. In Sydney im Gespräch sind die Schwimmlegende Dawn Fraser und die an multipler Sklerose erkrankte Leichtathletin Betty Cuthbert.

Die Abschlussfeier sorgte bereits im Vorfeld der Planungen für Kontroversen, als bekannt wurde, dass der Choreograf Ric Birch zweihundert Transvestiten in einem kurzen Showabschnitt auftreten lassen will. Kirche und Konservative meinten, dies entspreche weder den olympischen Werten noch denen Australiens. Auch könnten sich Teilnehmerstaaten an der wohlwollenden Darstellung von Homosexualität stören.

Literatur: Gunter Gebauer: Olympische Spiele. Die andere Utopie der Moderne, Suhrkamp, Ffm. 1996, 291 Seiten, 22,80 Mark; Thomas Kistner/Jens Weinreich: Der olympische Sumpf. Die Machenschaften des IOC; Piper, München 2000, 260 Seiten,34 Mark. CATHARINA RETZKE