Wasser marsch!

Spanien will Wasser per Plan national umverteilen. Protest bei Umweltschützern und Landespolitikern

MADRID taz ■ Der spanische Umweltminister Jaume Matas stellte gestern seinen Nationalen Wasserplan vor. Das Projekt soll erstmals Wasserverbrauch und -vorkommen zentral verwalten. Neben Maßnahmen zum Sparen des Wassers appelliert Matas an „die nationale Solidarität“. Regenreiche Regionen sollen an regenarme Landstriche Wasser abgeben. Bis zu acht riesige Kanäle will Matas für 35 Milliarden Mark bauen lassen.

Das ehrgeizigste Projekt soll Spaniens größten Fluss, den Ebro anzapfen. 1.000 Kubik Hektometer Wasser sollen jährlich an der Mittelmeerküste werden. Acht Milliarden Mark sollen die dazu benötigte Kanäle kosten. 30 Prozent dieser Investition soll die EU finanzieren, den Rest Privatunternehmen und Verwaltung. Auf die Endverbraucher kommen ebenfalls Mehrkosten zu. Das gilt freilich nur für die Haushalte. Großverbraucher, wie die Landwirte, die 83 Prozent des spanischen Wassers verbrauchen, sollen ebenso subventionierte Preise erhalten wie die Industrie.

Der Nationale Wasserrat, in dem über 100 Vertreter der Regionalverwaltungen, Landwirte und Umweltschützer sitzen, soll den Plan nun ausgiebig debattieren. Danach soll er dann gegebenenfalls verändert werden.

Kritik gibt es genug. „Sie nehmen uns im Landesinnern natürliche Reichtümer weg, um sie an die reichen Küstenregionen weiterzuleiten“, beschwert sich Victor Longás, Umweltminister in der Pyrenäenregion Aragón. Weite Landstriche Aragóns sind völlig entvölkert, während in den Mittelmeeranrainerregionen die Bewässerungslandwirtschaft und der Tourismus boomt. Longás will deshalb alles unternehmen, um das Vorhaben Madrids zu kippen. Daran kann auch das Versprechen von Umweltminister Matas nichts ändern, in den Wasser beziehenden Gebieten keine neuen, bewässerten Anbauflächen zu genehmigen und für das Wasser zu bezahlen.

„Der Plan der Regierung ist kein Wasser- sondern ein ,Betonplan‘ “, sagt der Sprecher der Gruppe Ecologistas en Acción, Santiago Martín. Bereits jetzt gibt es in Spanien über 1.000 große Stauseen und zahlreiche Kanäle zur Wasserverbreitung. Weitere Stauseen und Wasserkanäle würden die Wasser abgebenden Regionen austrocknen und damit das Ökosystem schädigen. Außerdem schaffe ein Mehr an Wasser ein Mehr an Nachfrage. So nahm in den trockensten Regionen Spaniens im den letzten Jahren der Anbau von Zitrusfrüchten um zehn Prozent zu. REINER WANDLER