Kein Abdruck, null Honorar

Aus dem ereignisreichen Leben eines unentwegt die Zeitungswelt erobernden Literaten

Um es kurz zu machen: Ich brauche Geld. Zügig. Und dann diese Offerte: Ein Hunderter auf die Schnelle, cash! So jedenfalls interpretiere ich, was ich in einer Zeitschrift lese: „Schreiben Sie uns Ihr schönstes Erlebnis mit unserem Produkt“, appelliert die Redaktion an den literarisch ambitionierten Verbraucher – und verspricht für den Fall der Veröffentlichung einen „Blauen“. Ich setze mich an den Computer; tags darauf geht folgender Report an Lukullus, die Zeitung des Fleischerhandwerks: Ein großes Hallo herrschte bei unserem Familienfest. Auf einmal war es aber aus mit der Harmonie, denn Oma verschluckte sich an einem Stück Brot und musste mit dem Notarztwagen ins Krankenhaus. Vati sagte schelmisch: „Na, so ein Glück, dass es nicht ein Stück von unserem saftigen Gänsebraten war, so was Gutes muss den Weißkitteln ja nicht in die Hände fallen!“ Alle lachten schallend, und es wurde noch ein schöner Abend.

Bis heute warte ich auf Publizierung und Geld. Vielleicht habe ich beim Bordmagazin der Lufthansa mehr Glück mit einem Text? Das Ereignis, das ich schildere, entbehrt nicht großer Dramatik und beklemmender Aktualität: Es war auf dem Flug Frankfurt – London. Mit einem Mal begann der Jet wild zu ruckeln. Auf meine besorgte Frage nach der Ursache antwortete die Stewardess, eine Kollegin sei vorn beim Funkingenieur und es handle sich wohl um das, was man eine Luftnummer nenne. Das war natürlich nur Spaß. In Wirklichkeit war ein Triebwerk in Brand geraten, aber solch eine „brenzlige“ Situation erträgt man viel leichter mit Humor!

Den die Lufthansa nicht hat – keine Rückmeldung. Egal, wer will schon mit der Lufthansa fliegen? Da wechsle ich lieber mit fliegenden Fahnen in die Energiewirtschaft. Und so erhält das Kundenjournal der Vereinigten Elektrizitätswerke mein neuestes Werk: Als meine Frau sich die Haare fönte, streikte plötzlich das Gerät. Weil der Fön aber ganz neu war und das Licht im Bad noch brannte, vermutete meine Frau, der Fehler sei wohl in der Steckdose zu suchen. Als sie mit dem Schraubenzieher darin herumprockelte, gab es einen Knall und einen Blitz, und seitdem sind ihre Probleme mit dem Fönen wie weggefegt. Ein toller Effekt!

Apropos Effekt: dritte Fehlanzeige. Und nu? Aah, ich hab’s: die Politik! Politiker sind Anwälte des Volkes. Sie müssen mir aus der Patsche helfen – mit etwas Geld! Den Computer anwerfen, zweieinhalb Minuten tippen, fertig ist der Erlebnisbericht vom jüngsten Stammtisch des hiesigen SPD-Ortsvereins: Wir saßen in der „Lindenschänke“ und debattierten engagiert die soziale Kälte der Regierung. Vor allem das mit den Renten sei ein Skandal, hieß es einhellig. Na, und bei den Arbeitslosen tut sich auch nicht viel! Gegen Mitternacht wies die Wirtin uns darauf hin, dass seit 98 unsere Genossen am Regieren seien. Das hatten wir total verschwitzt! Der Schatzmeister schmiss auf den Schreck ein paar Runden aus der Parteischatulle, und gegen drei ging’s gut gelaunt nach Hause.

Gut gelaunt? Die Redakteure des SPD-Magazins zeigen null Verständnis für fröhliche Parteifreunde. Kein Abdruck, null Honorar. Ich resigniere beinah. Sind alle Möglichkeiten ausgeschöpft? Ha, Geistesblitz: Recycling! Die neue Arbeitsmethode. Mein nächster Anlauf also: ein zweiter Vorstoß auf dem Lebensmittelsektor – genauer, bei der Bäckerblume, dem Organ aller Organe: Ein großes Hallo herrschte bei unserem Familienfest. Auf einmal war es aber aus mit der Harmonie, denn Oma verschluckte sich an einem Stück Gänsebraten und musste mit dem Notarztwagen ins Krankenhaus. Vati sagte schelmisch: „Na, so ein Glück, dass es nicht ein Stück von unserem saftigen Brot war, so was Gutes muss den Weißkitteln ja nicht in die Hände fallen!“ Alle lachten schallend, und es wurde noch ein schöner Abend.

Eben habe ich diese Anekdote zur Post gebracht. Hoffentlich passiert jetzt was – es eilt. Und seit heute habe ich Stoff für eine Geschichte in der Hauszeitschrift der Sparkassen. Die geht ungefähr so: Erst sage ich etwas, dann mein Kontosachbearbeiter, dann sage ich wieder etwas, und dann lacht der Sachbearbeiter. Schallend. ANDREAS MILK