Auf Du und Du mit den Zivis
: Für immer ohne

■ Diakonie plant für Zeit nach den Zivis

Von Bremens 2.200 Zivi-Stellen sind nur 1.300 besetzt. Und die Lücken werden immer größer. Selbst die Abschaffung des Zivildienstes scheint nicht mehr ausgeschlossen. Viele Träger fürchten deshalb den Zusammenbruch des Sozialsystems. Bremens Diakonie-Chef Hans-Jürgen Wiesenbach dagegen sieht in der Entwicklung eine Chance.

Als Vorsitzender der Projektgruppe „Zukunft des Zivildiens-tes“ im Diakonischen Werk ist Wiesenbach Experte auf dem Gebiet. Und er hat ausgerechnet, was Zivis die Gesellschaft wirklich kosten: 38.000 Mark geben die Träger und das Bundesamt für Zivildienst übers Jahr für einen der vermeintlich billigen Mitarbeiter aus – zum großen Teil nicht für den Sold, sondern für Nebenkosten wie die Verwaltung beim Bundesamt für Zivildienst, Unterkunft und Einarbeitung. Davon ließe sich schon fast ein Niedriglohn auf dem ersten Arbeitsmarkt finanzieren.

Grundlage dieser Gedankenspiele ist eine volkswirtschaftliche Betrachtung: Nur wenn die Mittel, die bislang beim Bundesamt gebunden sind, an die Träger sozialer Einrichtungen übergehen, können die den Kollaps vermeiden. „Der Bundesamts-Etat ist ja eine versteckte Subvention des Sozialbereichs“, erklärt Paul Betz von der Bremer Zentralstelle für Recht und Schutz der Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen.

Er macht noch eine andere Rechnung auf: „Zivis arbeiten laut einer Untersuchung des Diakonischen Werks in Württemberg durchschnittlich nur zwei Drittel ihrer Dienstzeit tatsächlich“ – der Rest geht für Überschneidungen mit dem Vorgänger, Einarbeitung, Lehrgänge oder schlechte Einsatzpläne drauf. Demnach könnten zwei Festangestellte die Arbeit von drei Zivildienstleistenden erledigen. Zur Finanzierung stünden nach Wiesenbachs Berechnung dann sogar 114.000 Mark zur Verfügung – genug beispielsweise für übliche Sozialassistenten-Gehälter.

jank/epd