Medizin für Frauen

Grüne und SPD wollen Vorsorge gegen Krebs verbessern und Frauen in der Medizin fördern. Patientinnen werden schlechter behandelt als Patienten

BERLIN taz ■ Männer bekommen eher einen Herzinfarkt als Frauen. Aber mehr Männer als Frauen überleben die Herzattacke. Im Falle eines Infarkts kommen Frauen durchschnittlich fünf Minuten später in die Klinik als Männer, weil die Krankheit weder von der Patientin noch von den Ärzten sofort erkannt wird. Bei der Behandlung erhalten Männer hochmoderne Präparate, Frauen ältere Kombimedikamente.

Solche Missstände wollen Politikerinnen in der rot-grünen Koalition beheben. Deswegen fordern sie, die „frauenspezifische Gesundheitsversorgung“ deutlich zu fördern. Denn „Frauen sind anders krank als Männer. Sie brauchen eine andere medizinische Versorgung“, sagen die Abgeordneten Irmingard Schewe-Gerigk (Bündnis 90/Die Grünen) und Helga Kühn-Mengel (SPD).

Zahlreiche Untersuchungen zeigten, das Frauen oft eine für sie nicht optimale medizinische Versorgung erhielten, betonten die beiden Politikerinnen. Gesundheitswissenschaftler weisen schon lange darauf hin, dass der medizinische Fortschritt Männern und Frauen nicht gleichermaßen zugute kommt.

Die Politikerinnen wollen die Vorbeugeuntersuchungen gegen Krebs und den Gesundheitsschutz gegen Aids verbessern. In Deutschland erkranken jährlich 45.000 Frauen an Brustkrebs, 15.000 von ihnen sterben, berichtet die Grüne Schewe-Gerigk. In den Niederlanden sei dagegen die Todesrate um 30 Prozent gesunken. Dort wurden die Qualität von flächendeckenden Reihenuntersuchungen und die Kompetenz der Fachleute deutlich verbessert. In Deutschland, so Schewe-Gerigk, gebe es noch sehr häufig falsche Diagnosen.

Die beiden Politikerinnen haben einen Antrag gestellt, dass die Regierung regelmäßig über die gesundheitliche Situation von Frauen und Mädchen berichten soll und Frauen in der Medizin und Gesundheitsforschung gefördert werden.

Nach einer EU-Studie von 1997 sind nur 16 Prozent der deutschen Frauen der Meinung, dass ihre Gesundheitsprobleme genügend Aufmerksamkeit finden. In den Niederlanden sind es 50 Prozent. KARIN NINK