Reporter aus Jolo zurück

Der im Süden der Philippinen freigelassene Spiegel-Korrespondent bezeichnet seine Entführer als „unberechenbar“ und die Lage der Geiseln als „absolut furchtbar“

MANILA/HAMBURG dpa/afp/taz ■ Erleichtert und erschöpft ist der Spiegel-Korrespondent Andreas Lorenz nach 25-tägiger Geiselhaft auf der südphilippinischen Insel Jolo gestern nach Deutschland zurückgekehrt. In Hamburg musste der 47-Jährige gleich seine Erlebnisse für die am Montag erscheinende Ausgabe des Magazins aufschreiben. Erst danach darf er sich ausruhen.

Lorenz bezeichnete seine Geiselnehmer sowie die Entführer, die noch 31 Menschen in ihrer Gewalt haben, als „unberechenbar“. Sie rechneten mit einer Militäraktion und würden die übrigen Geiseln wohl nicht alle auf einmal freilassen. Die Situation für die Entführten sei „absolut furchtbar“. Lorenz war von einer Splittergruppe der islamistischen Abu-Sayyaf-Rebellen festgehalten worden, als er über die am Ostermontag verschleppten 21 Touristen und Einheimischen recherchierte.

Lorenz räumte eigene Fehler ein. So habe er zu spät geschaltet und bemerkt, dass seine Informanten auch seine Entführer seien, als er sich mit einem Kontaktmann treffen wollte. In der Geiselhaft sei er nervös und unruhig gewesen, Angst um sein Leben habe er aber nicht gehabt. Es seien aber mehrfach Schüsse zu hören gewesen, „und diese Situationen waren sehr kritisch“. Spiegel-Chefredakteur Stefan Aust machte gestern erneut keine Angaben darüber, ob für Lorenz Lösegeld gezahlt wurde. In Vermittlerkreisen auf Jolo hieß es, es sei mindestens eine Million US-Dollar gezahlt worden.

Verwirrung herrschte gestern über den auch am Vortag freigelassenen evangelikalen Prediger Danny Cuarteros. Der war mit zwölf anderen zu den ursprünglich Entführten nach Jolo gereist, um mit ihnen zu beten. Wie die Nachrichtenagentur AFP meldete, habe Cuarteros inzwischen gesagt, er und seine Gruppe seien nicht entführt worden, sonden befänden sich freiwillig bei den Geiseln, wohin er auch wieder zurückkehren wolle. Der philippinische Unterhändler Roberto Aventajado reduzierte darauf die Zahl der Entführten auf 19.

Einer Abgesandten der Entführer zufolge soll das am Montag auf Jolo von einer Abu-Sayyaf-Splittergruppe verschleppte philippinische Reporter-Ehepaar bald freikommen. Die Kidnapper hätten überzeugt werden können, die beiden Mitarbeiter des größten philippinischen Fernsehsenders ohne Lösegeld freizulassen. HAN