Hunderte von Festnahmen in China

Zum ersten Jahrestag des Verbots der Falun-Gong-Bewegung geht die Polizei massiv gegen demonstrierende Sektenmitglieder vor

PEKING dpa ■ Am ersten Jahrestag des Verbots der religiösen Kultbewegung Falun Gong sind in China wahrscheinlich mehrere hundert Menschen festgenommen worden. Genaue Zahlen lagen nicht vor, da die chinesischen Behörden jede Stellungnahme verweigerten. Besonders am Samstag ging die Polizei zum Teil mit Gewalt gegen demonstrierende Sektenmitglieder auf dem Tiananmen-Platz in Peking vor. Augenzeugen berichteten, die Sektenmitglieder hätten sich in Gruppen von fünf bis sechs Personen aufgestellt, Transparente entrollt und Sprechchöre gerufen. Bereits nach wenigen Sekunden seien die Demonstranten von der Polizei überwältigt und in Bussen abtransportiert worden. Die meisten Verhafteten seien Frauen gewesen.

Die Polizei versuchte, den Kontakt zu ausländischen Journalisten unter Androhung von Gewalt zu unterbinden. Kamerateams wurden vor Dreharbeiten auf dem Platz gewarnt. Hunderte uniformierte und zivile Sicherheitskräfte patrouillierten. Etwa 100 Polizeiwagen und -busse warteten mit laufendem Motor in den umliegenden Straßen.

Seit dem Verbot der Sekte im vergangenen Jahr war es fast täglich zu Verhaftungen von Sektenmitgliedern gekommen. Hongkonger Menschenrechtler berichteten, seit Anfang Juli seien tausende Anhänger aus den Provinzen zu Demonstrationen nach Peking gereist.

Falun Gong war am 22. Juli 1999 als „gefährlicher Kult“ verboten worden. Das Informationszentrum für Menschenrechte und Demokratie schätzt, dass in China derzeit 40.000 Sektenmitglieder teilweise ohne Gerichtsurteil in Gefängnissen, Arbeitslagern oder Nervenheilanstalten sitzen.

Der in New York lebende Guru der Sekte, Li Hongzhi, behauptet, mit seinen Lehren und Übungen übernatürliche Energien bei seinen Anhängern freizusetzen. Traditionelle Atemübungen verbindet er mit buddhistischen und taoistischen Elementen sowie teilweise rassistischen Ideen von körperlicher und geistiger Reinheit.