CDU tierlieb

■ Tierversuchsgegner starten Kampagne in Hamburg. Kritik an Senatorin Sager

Wenn TierschützerInnen weit übers Ziel hinausschießen, hört sich das so an: „Was früher die Neger und Juden waren, sind heute die Tiere im Versuchslabor.“ Das schreibt der schauspielende Hundefreund Gerd Haucke in einem Brief, der gestern im Rathaus verlesen wurde. CDU-Fraktionschef Ole von Beust hatte sich dorthin mehr oder weniger prominente TierversuchsgegnerInnen eingeladen, um seine Partei als die der Tierfreunde zu präsentieren: „Das Bewahren der Schöpfung ist schließlich immer ein zutiefst konservatives Anliegen gewesen.“

Und kein Anliegen von rot-grün, findet Simone Runde, die Vorsitzende des Vereins Bürger gegen Tierversuche. Sie stellte eine neue Plakatkampagne vor, mit der ab 1. August in Hamburg auf die Versuchspraxis hingewiesen wird. Seit mit Krista Sager eine GAL-Senatorin der Wissenschaftsbehörde vorstehe, sei die Zahl der Tierversuche im Universitätskrankenhaus Eppendorf UKE um 25 Prozent gestiegen, beklagt Runde. „Sager interessiert sich überhaupt nicht für Tiere“, sie sei „inkompetent in Sachen Tierschutz“, und „daher muss sie weg“. Und die Tierversuchskommission der Gesundheitsbehörde gleich mit, denn die sei so besetzt, dass Tierversuche durch die Bank genehmigt würden.

Was ein Skandal sei, empört sich auch Fernsehjournalistin Alida Gundlach, die sich „extra in den Flieger gesetzt“ hat, um das Anliegen der TierversuchsgegnerInnen zu unterstützen. „Blindlings“ würden „Unmengen von Tieren getötet“. Allerdings könne sie nicht Rundes Position teilen, auch Tierversuche zu verbieten, die aus medizinischer Sicht zur Rettung von Menschenleben beitragen können: „Wenn ich zwischen meinem Sohn und meinem Hund wählen müsste, würde ich mich für meinen Sohn entscheiden.“

Von Beust räumt ein, dass auch er mit der Radikalposition Rundes Probleme habe, aber gegen „unnötige Quälerei“ sei er auch. Man müsse ebenso wie bei der Gentechnologie ausloten, „wo die Grenzen des Machbaren sind“. Jedenfalls gelte es, dann Widerstand zu leisten, „wenn nur noch der Mammon regiert“. Peter Ahrens