mit der börsenfusion auf du und du
: London und Frankfurt planen Entscheidung im Herbst

Hauptprobleme gelöst

Trotz aller Unkenrufe: An der Börsenfusion zwischen der London Stock Exchange (LSE) und der Deutsche Börse AG zur neuen ix-international Exchanges wird weiter fleißig gebastelt. Schon am 14. September 2000 sollen die Aktionäre in London und in Frankfurt das umfangreiche Vertragswerk zu diesem „50:50 Merger“ absegnen. Das jedenfalls erklärte der Vorstandsvorsitzende der Deutsche Börse AG, Werner G. Seifert, gestern in Frankfurt.

Seifert legte einen 130 Seiten umfassenden Bericht zum Stand der Fusionsverhandlungen vor, der in den nächsten Tagen an die Anteilseigner verschickt wird und „Entscheidungshilfe“ sein soll. Kommt die Börsenfusion, wird Seifert Chief Exekutive von ix an der Seite von Chairman Don Cruishank von der LSE.

„Die kritische Masse und die Synergien, die dieser Zusammenschluss schafft, werden zu niedrigeren Kosten im Handel führen und den Zugang zu einem großen internationalen Markt schaffen“, sagte Cruishank auf einer Pressekonferenz, die aufgrund der Weigerung der Briten, die Sommerzeit einzuführen, gestern zeitversetzt in London stattfand.

Probleme bereiteten noch die unterschiedlichen Besteuerungssysteme in beiden Ländern, räumte Seifert ein. Fast alle anderen Fragen seien dagegen gelöst: Grundlage für den Handel wird das deutsche Xetra-System, und London muss nicht „durch die Hintertür“ den Euro einführen. Das Handelssystem Xetra sei sehr wohl in der Lage, zwei Währungen zu „handeln“, sagte Seifert. In London soll der paneuropäische Aktienmarkt für „Bluechips“ entstehen, in Frankfurt der „Wachstumsmarkt“ (Neuer Markt) nach deutschen Regularien verbleiben. Ix werde zudem eine langfristige und enge Partnerschaft mit dem US-Nasdaq anstreben – auf globaler Ebene.

Sollten jetzt noch die Börsen in Mailand und Madrid der Einladung von Seifert und Cruishank folgen und sich mit ix vereinigen, werde diese zur führenden Börsenorganisation in der Welt werden, so Seifert. Schließlich seien dann 950 Banken und Aktienhäuser in 18 europäischen Ländern Mitglieder der neuen Börsengemeinschaft. „Das ist der eigentliche Schatz von ix.“ Dann werde man sich Asien zuwenden. Dieses Terrain sei bislang noch gar nicht beackert worden.

Die Fusion ist offenbar nicht mehr zu stoppen. „Die Kugel ist im Lauf“, so Seifert. Dreißig Börsenplätze und zehn unterschiedliche Handelssysteme in Europa wie derzeit seien „ein unmöglicher Zustand“. Die Holding ix mit den Börsenplätzen in London und in Frankfurt werde zukünftig 90 Prozent der Handelsaktivitäten am Neuen Markt in Europa organisieren – und immerhin 70 Prozent bei den „Bluechips“.

K.-P. KLINGELSCHMITT