Noch weniger Bahn

Zehn Prozent der Fernverbindungen sollen wegfallen. Darunter auch Züge von Großstädten in Urlaubsregionen

BERLIN/MÜNCHEN taz/dpa ■ Mit der Bahn von Köln direkt in die Alpen oder von Frankfurt am Main bis ans Meer – damit könnte es in den nächsten Jahren vorbei sein, wenn die Deutsche Bahn AG den Empfehlungen einer Expertenkomission folgt. Rund zehn Prozent aller Fernverbindungen würden dann gestrichen, darunter auch direkte Züge von deutschen Großstädten in Feriengebiete. Entsprechende Berichte der Süddeutschen Zeitung vom Wochenende bestätigte ein Bahn-Sprecher gestern zwar nicht vollständig, räumte aber ein, dass das Zugangebot gestrafft werden solle und die genannte Größenordnung stimme. Die Bahn wolle in Zukunft nur noch dort fahren, „wo es sich rechnet“, und daher vor allem die Strecken prüfen, auf denen IC-Züge, Interregios und Nahverkehrszüge gering ausgelastet und kurz hintereinander fahren. Die Hälfte der Fernzüge, die auf der Streichliste stehen, solle dann durch Regionalverbindungen ersetzt werden. Ob dies gelinge, hänge allerdings von den Ländern ab, denn die müssten den Regionalverkehr finanzieren. So hätten Bayern und Baden-Württemberg bereits erklärt, dass sie die Sparmaßnahmen der Bahn nicht ausgleichen wollen.

Die geplanten Streichungen und Verlagerungen beruhen auf dem Vorschlag einer Expertenkommission, die im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums Ideen zur Finanzierungs der Verkehrswege in Deutschland zusammenstellt. Die Kommission empfiehlt, das Schienennetz zwischen Bund, Ländern und Kommunen aufzuteilen und so das gegenwärtige Streckennetz der DB von 40.000 Kilometern auf 20.000 bis 25.000 Kilometer zu verringern. Davon hält der Vorsitzende der Eisenbahngewerkschaft Transnet, Norbert Hansen, jedoch nichts: „ Auf diese Weise zerschlägt man das deutsche Schienennetz“, sagte er dem Hamburger Abendblatt. Mit der Folge umfangreicher Streckenstilllegungen – wovon auch bahnreisende Urlauber nicht begeisert sein dürften, müssten sie auf dem Weg in die Ferien doch in Regionalverkehrszüge umsteigen und so eine längere und unbequemere Anreise in Kauf nehmen. KATRIN EVERS