ein rottweiler auf schwulenhatz von RALF SOTSCHECK
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Tony Blair ist ein Glückspilz. Jedes Mal, wenn die oppositionellen Tories glauben, sie seien auf dem Weg der Besserung, schießen sie sich in den eigenen Fuß. Am zielsichersten erweist sich dabei noch immer Norman Tebbit, früher der Rottweiler von Margaret Thatcher.

Tebbit, inzwischen Lord und Graue Eminenz der Tories, hat von seinen eigenen Parteikollegen den wenig schmeichelhaften Spitznamen „Skinhead von Chingford“ bekommen. Vor zehn Jahren, als die Arbeitslosigkeit in Großbritannien Rekordhöhe erreicht hatte, empfahl er den Sozialhilfeempfängern, sie sollten sich nicht so anstellen und sich ein Beispiel an seinem Vater nehmen, einem Pfandleiher, der auch einen Job gefunden habe.

Jetzt monierte er, dass in der Labour-Regierung zu viele Schwule säßen. Schließlich seien nur zwei Prozent der Bevölkerung homosexuell – da seien diese Leute im Kabinett stark überrepräsentiert. Auch in seiner eigenen Partei verdächtigt er „ein oder zwei Leute, homosexuell zu sein“. Vielleicht gar Parteiführer William Hague? „Nö, ich denke, er und seine Frau Ffion sind glücklich.“ Edward Heath, der greise Vorgänger von Margaret Thatcher, ist aber wohl schwul, vermutet Tebbit. „Aber wenigstens lebt er im Zölibat. Und außerdem ist er keine rasende Tunte.“

Der rasende Tebbit machte seinem Parteichef gar Komplimente, die Hague so willkommen sind wie ein Messer im Rücken. „Irgendwie ist er plötzlich zu einem interessanten Politiker geworden, nachdem er zuvor eine trübe Tasse war“, lobte Tebbit. „Und während er interessanter wird, vergessen die Leute, dass er klein und glatzköpfig ist und eine merkwürdige Stimme hat.“ Eine Parlamentswahl werde Hague freilich nie gewinnen, konstatiert der rottweilernde Lord.

Ebenso wenig wie Michael Portillo, Schatten-Schatzkanzler und Darling des rechten Parteiflügels, der bei den letzten Wahlen als amtierender Verteidigungsminister seinen Unterhaussitz verlor. Als die Stimmen damals nachts um zwei Uhr ausgezählt waren, da war die Katastrophe für die Tories perfekt, galt Portillo doch als aussichtsreichster Bewerber um den Posten als Parteichef.

Vorigen Dezember gelangte Portillo durch eine Nachwahl doch noch ins Parlament. Tebbit hatte sich für ihn stark gemacht, doch der Halbspanier, den man an seine Mischlingsherkunft nicht erinnern darf, dankte es ihm nicht. Kaum saß Portillo auf der warmen Unterhausbank, da gestand er „vergangene homosexuelle Erfahrungen“. Inzwischen sei er aber geheilt, versicherte Portillo, doch bei Tebbit ist er unten durch: „Michael hat einen furchtbaren Fehler gemacht“, sagte Tebbit. „Ich war nie ein Portillo-Fan. Ich bin nie schlau aus ihm geworden.“ Als Minister ist er untragbar. Der bellende Lord meint, kein Schwuler dürfte etwas mit Gesetzgebung zu tun haben: „Gesetze betreffen die Gesellschaft, zum Beispiel die Adoption von Kindern und die Stärkung der Familie. Das Amt gehört nicht in die Hände von einem, dem diese Themen fremd sind.“ Wäre Tebbit nicht schon Lord, so müsste Blair die Knalltüte aus lauter Dankbarkeit adeln.