WENN AFRIKANISCHE EX-GUERILLAFÜHRER DEMOKRATIE SPIELEN
: Bürger in der Badewanne

Wählen gehen ist wie baden gehen, sagte unlängst Ugandas Präsident Yoweri Museveni: Wahlen nämlich dienen der Reinigung des politischen Körpers. Die Herrschenden, so vielleicht die Idee dahinter, tauchen alle paar Jahre ins Volk ein, so wie in den vorhygienischen Zeiten des Absolutismus die gepuderten Könige ins Wasser, und kommen geläutert und gesäubert wieder heraus. Für den ehemaligen Buschkämpfer Museveni ist das wohl die zivile Weiterentwicklung der maoistischen Guerillametapher, wonach der Freiheitskämpfer sich in der Bevölkerung bewegt wie der Fisch im Wasser.

Heute lässt in Uganda Präsident Museveni das von ihm erfundene politische System ohne Parteien von seinen Wählern bestätigen. Ohne jeden Zweifel bleibt das so genannte „Movement“-System bestehen, worin sich Politik auf Wasserspiele in der Badewanne der allumfassenden regierenden „Nationalen Widerstandsbewegung“ (NRM) beschränkt und bei Wahlen alle Kandidaten als Einzelpersonen springen. Das soll tribalistische und regionale Gegensätze neutralisieren, die Uganda in vergangenen Jahrzehnten in den Bürgerkrieg führten. Es soll vor allem der Herrschaft Musevenis lange und ungetrübte Lebensdauer bescheren. Fische können schließlich nur dann atmen, wenn das Wasser sich nicht in seine Elemente aufspaltet.

Erst vor ein paar Tagen ist ein anderer ehemaliger afrikanischer Rebellenchef unter großer Gefahr ins Volk eingetaucht. Simbabwes Präsident Robert Mugabe ging bei den Parlamentswahlen in seinem Land am Wochenende tatsächlich fast baden und muss nun nach dem äußerst knappen Wahlsieg seiner Partei Zanu schwer nach Luft schnappen. Er wird nun behaupten, sein Staat sei sauberer geworden, weil es im Parlament nunmehr „lebhaft“ zugeht. Aber er kann weiterregieren, und seine treuen Haie im Teich, deren korrupte Geschäfte und blutige Machenschaften das Wasser in den letzten Jahren so verfinstert haben, können weiterwachsen.

Kein afrikanischer Präsident denkt daran, bei Wahlen unterzugehen. Vor allem keiner, der früher selbst Guerillakämpfer war. DOMINIC JOHNSON