Äthiopien verkündet Sieg

Siegesfeiern in der Hauptstadt nach eritreischer Niederlage. Während Eritrea seine Truppen zurückzieht, sieht Äthiopien keinen Grund für eine Waffenruhe

ADDIS ABEBA/ASMARA rtr/ap/taz ■ Im Krieg gegen Eritrea hat Äthiopien gestern einen entscheidenden Sieg vermeldet. Äthiopiens Regierung teilte mit, die Armee habe in den vergangenen beiden Tagen die feindlichen Truppen am zentralen Frontbereich um die Grenzstadt Zalambessa „in einem Blitzkrieg“ vernichtend geschlagen. Die für den Gegner verlustreichen Kämpfe seien auch gestern fortgesetzt und fliehende eritreische Truppen verfolgt worden.

„Um Mitternacht wurde die eritreische Armee zerstört“, sagte Regierungssprecherin Salome Tedesse. In Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba zogen gestern zehntausende durch die Straßen, um den Sieg zu feiern. Schüler verließen ihre Klassenzimmer, und Barbesitzer verschenkten Freigetränke. Einwohner sagten, es werde eine sehr lange Party werden. Der staatliche Rundfunk spielte patriotische Lieder.

Eritrea hatte am Mittwochabend verkündet, es werde alle seine Streitkräfte auf die Stellungen vor Kriegsbeginn im Mai 1998 zurückziehen. Damit gestand die eritreische Regierung ihre Niederlage ein, nachdem Äthiopien in den letzten zwei Wochen große Teile Eritreas erobert hatte. Am Dienstag hatte Äthiopien eine Offensive auf die Grenzstadt Zalambessa begonnen, wo Eritrea den Großteil seiner Truppen konzentriert hatte. Die Kämpfe, die heftigsten seit dem erneuten Ausbruch des Krieges vor zwei Wochen, waren offenbar für Äthiopien erfolgreich. Zalambessa ist heute total zerstört, aber die äthiopische Flagge weht auf den Ruinen.

Nach offizieller Darstellung hat Eritrea nicht kapituliert, sondern folgt bloß einem Appell der Organisation der Afrikanische Einheit (OAU). Eritrea beuge sich im Interesse des Friedens den Appellen zur Deeskalation, erklärte das Außenministerium. Zuvor habe Eritrea eine äthiopische Offensive zurückgeschlagen und den feindlichen Truppen hohe Verluste zugefügt. „Die Dinge sind nicht so, wie sie auf dem Feld erscheinen“, sagte der eritreische Präsidentensprecher Yemane Gebremeskel.

Äthiopien erklärte, die Kämpfe würden erst dann enden, wenn alles von Äthiopien beanspruchte Land befreit sei, sagte Regierungssprecherin Selome Taddesse. Aus äthiopischer Sicht gebe es keinen Grund für eine Waffenruhe. Die Ankündigung Eritreas, sich von eroberten Gebieten zurückziehen zu wollen, sei „lächerlich“. Das angebliche Einlenken von Eritrea sei „eine Beleidigung der Intelligenz der internationalen Gemeinschaft“.

UNO-Generalsekretär Kofi Annan begrüßte die Ankündigung Eritreas und forderte Äthiopien auf, nun seinerseits seine Truppen zurückzuziehen.