Aus der Sackgasse

■ Die Kulturredaktion dankt der Solidargemeinschaft Hamburg für die Unterstützung

Ja, liebe Leserinnen und Leser dieser Zeitung, das ist wieder die Kulturseite, wie Sie sie kennen. Unser gestriger Streik führte zu „guten Verhandlungen“ (Außenminister Joschka Fischer), die in „kritischer und konstruktiver Atmosphäre“ (Jürgen W. Möllemann) zu einer „schnellen und einvernehmlichen Lösung geführt“ (Innensenator Hartmuth Wrocklage) haben. Die Kulturredaktion hat nach ausgiebigem Gespräch mit den anderen Mitarbeitern und insbesondere unserem Geschäftsführer beschlossen, den gestrigen Streik umgehend wieder zu beenden, weil alle Streikziele erreicht wurden.

Das ist aber nicht nur ein Beispiel dafür, dass Arbeitskämpfe sich nach wie vor lohnen. Die Solidaritätsadressen, die uns aus der ganzen Stadt erreicht haben, waren ein Zeichen dafür, dass wir uns mit unserer Berichterstattung nicht ganz auf dem falschen Dampfer befinden. So schrieben uns die Mitglieder der Gruppe Tocotronic, dass ohne uns „eine inhaltliche Auseinandersetzung mit der städtischen Kultur, die über eine reine Produktinformation hinausgeht, nicht mehr gewährleistet werden“ könne. Oder, wie es die Spex-Redaktion formulierte: Wenn Schreiben über Kultur „nicht Inhaltsangabe, plus Sternchen verteilen, plus Waschzettel-Sprache bedeuten soll, dann braucht es dafür die wenigen verbleibenden Foren und Leute, die das Denken noch nicht verlernt haben“. Denken unterstellt zu bekommen, ehrt uns natürlich ganz besonders.

Gefreut hat uns auch die Unterstützung ehemaliger Kollegen, für die stellvertretend Till Briegleb von der Woche zu Wort kommen soll, der vermutet, dass aus „braven Kultur-Sklaven bösartige Sparta-kisten“ geworden sind. Sein Rat: „Schmeißt die Kesselpauke der Galeere über Bord – urg, urg.“ Ähnlich revolutionär schätzte die Edition Nautilus die Lage ein: „Die Interessen aller Lohnabhängigen sind gleich: weniger Arbeit, mehr Leben; für eine anarcho-syndikalistische Orientierung!“

Um diesen „dummen und feigen Plan“ zu stoppen und wieder eine Öffentlichkeit herzustellen, „die einer Millionenstadt im neuen Millenium würdig ist“ (Diedrich Diederichsen), konnten wir uns genauso auf die PressesprecherInnen des Deutschen Schauspielhauses, des Vorbereitungsbüros von Tom Stromberg, von Kampnagel und der neuen Thalia-Intendanz verlassen, die schon während der schwelenden Konflikten der letzten Wochen unaufgefordert aktiv wurden, um unseren Forderungen Nachdruck zu verleihen: den Stellenabbau zu stoppen und für halbwegs akzeptable Arbeitsbedingungen zu sorgen. Genauso Dank gebührt unseren Kultur-Kollegen in Berlin und den vielen anderen UnterstützerInnen, die das Ihrige dazu beitrugen, um „eine klare Demarkationslinie zwischen uns und dem Feind“ (Althusser) zu ziehen und den Kampf in „das Herz der Bestie“ (Che Guevara) zu tragen. Und die erwies sich einmal mehr als „Papiertiger“ (Mao). Allen anderen MedienarbeiterInnen dieser Stadt können wir nur eins anraten: die Nachahmung!

Tobias Nagl, Eberhard Spohd (Kulturredaktion)