Ölunfall wurde verheimlicht

2.000 Tonnen Öl sind vor einer dänischen Bohrinsel ausgelaufen.Umweltschützer fordern mehr Kontrolle und harte Konsequenzen

BERLIN taz ■ Gestern startete ein Flugzeug im Auftrag des schleswig-holsteinischen Umweltministeriums, um den Ölteppich, der 300 Kilometer nordwestlich von Sylt schwimmt, zu überwachen. Zuvor hatte Umweltminister Klaus Müller bereits Entwarnung gegeben; ein Großteil des Rohöls sei verdunstet oder habe sich im Meer verteilt. Zudem würden die vorherrschenden Ostwinde die Ölrückstände weiter vom Festland wegtreiben.

Bereits am 7. Mai waren 2.000 Tonnen Öl beim Verladen von der dänischen Ölplattform „Arne South“ auf ein Schiff in die Nordsee gelaufen – mehr als dreißigmal so viel wie bei der Havarie des Tankers „Pallas“ 1999 vor der Insel Amrum. Nach viertägigem Schweigen informierte die Ölfirma erst vergangenen Donnerstag die dänischen und deutschen Behörden über den Unfall. Über diesen nachlässigen Informationsfluss will Müller sich bei seinem dänischen Amtskollegen Sven Auken kommende Woche beschweren. Auch Lothar Koch, Sprecher des Umweltverbandes Schutzstation Wattenmeer, hält es für einen „Skandal, dass die Ölfirmen bei Ölaustritten dieser Größenordnung nicht unverzüglich Regierungen und Öffentlichkeit informierten“. Als Konsequenz forderte er eine regelmäßige Kontrolle der Plattformen durch unabhängige Beobachter und schärfere Sanktionen gegen die Betreiber. Um die Belastung der Nordsee zu vermindern, sei ein Gesamtkonzept erforderlich, das Sicherheit von Tankern und die Ölentsorgung umfasse und mit allen Nordseeanrainerstaaten abgestimmt werden müsse.

Greenpeace weist darauf hin, dass beim Unfall der „Pallas“ 60 Tonnen Öl zum Tod von 16.000 Seevögeln führten. Die Folgen der jetzt ausgetretenen 2.000 Tonnen seien noch gar nicht abzuschätzen. Vor allem Trottellummen, Eissturmvögel und Basstölpel, die auf hoher See ihre Beute fangen, sind nach Auskunft des World Wide Fund for Nature (WWF) gefährdet. Zudem sei noch nicht abzusehen, wohin das Öl treiben werde.

Auch bei dem „Pallas“-Unglück gab es Kommunikationsprobleme, ohne die das katastrophale Ausmaß hätte verhindert werden können. Strengere Maßnahmen gegen die permanente Verschmutzung des Meeres müssten die Anrainerstaaten dringend schon vor der nächsten Nordseeschutzkonferenz 2002 in Norwegen beschließen, fordern die Umweltverbände. MK/ES