Klarheit nach Dauerrotation

Diese Fete hört niemals auf: Die French-House-Connection Superfunk im Casino

Das ist doch Chicago, ja vielleicht auch New York, in jedem Fall eine amerikanische Großstadt und nicht Paris! Leicht irritiert war man, als das Video zu Superfunks Frühlingshit „Lucky Star“ das erste Mal über die Bildschirme flimmerte. Irritiert deswegen, weil „Lucky Star“ so gar nicht nach US-House klang, sondern nach französischem House und seinen sexy Filtern, nach Bangalter-Gopher-De-Crecy-etc. Und auch der Name Superfunk weckte sofort Assoziationen zu, na klar, Super Discount, dem Projekt/Album, das damals Frankreichs Ruf als Superpop-Land entscheidend mit begründete.

Doch einige Wochen und Dauerrotationen später herrschte Klarheit: Superfunk stammen tatsächlich aus Frankreich, genauer aus Marseille. Hinter dem Namen verbergen sich die drei DJs und Produzenten Fafa Monteco, Mike 303 und Stephane B, die allesamt gerne erzählen, mit amerikanischem House groß geworden zu sein. Inzwischen ziemlich regelmäßig auch als DJs in Chicago zu Gast, sprach sie dort im Sommer des letzten Jahres in einem kleinen Club ein Kollege an und fragte sie, ob sie aus ihrem bisher nur als Instrumental existierenden Track „Lucky Star“ nicht ein Vocal-Stück machen wollten.

Der Kontakt zu Sänger Ron Caroll wurde hergestellt und noch vor Ort wurde die Vocal-Version eingespielt. Ein Video folgte wenig später, und plötzlich hatten Superfunk mit „Lucky Star“ einen Hit, der sich allein in Frankreich über 300.000 Mal verkaufte und in die offiziellen Verkaufscharts bis auf Platz 3 gelangte und via MTV auch sonst in Europa und nicht zuletzt in den USA ganz ordentlich einschlug.

Nun könnte man einwenden, dass Superfunk mit „Lucky Star“ und dem dazugehörigen Album „Hold Up“ nicht gerade das neueste House-Update produziert haben. Dass sie sozusagen französischen Retro-House machen, der eben vor vier, fünf Jahren schon mit Super Discount, Daft Punk oder Motorbass rund um die Welt ging.

Doch zum einen interessiert Superfunk das nicht die Bohne, haben sie eher das Problem, mit dem Erfolg des Dauerbrenners „Lucky Star“ nur noch als Mainstream-Act wahrgenommen zu werden. Zum anderen gehört diese Art von House zu der Sorte von Musik, von der man nie genug bekommen kann. Das knackige „Lucky Star“ glänzt sowieso, und die Vocals von Carroll tun ihr Übriges, um die Wogen ordentlich hochzufahren.

Und auch der Rest des Albums funktioniert sofort, knackt hier, funkt da, file under Disco, Filter, Electro und gute Laune und Party. Zumindest diese Fete scheint tatsächlich ewig weiterzugehen.

GERRIT BARTELS

Heute ab 23 Uhr im Casino, Saarbrücker Str. 36/38, Ecke Prenzlauer Allee, Prenzlauer Berg