„Supermarkets“ sind weiter erlaubt

Ein neues Gesetz soll die polnische Sprache vor Fremdwörtern schützen. Ausführungsbestimmungen für angedrohte Strafen gibt es jedoch noch nicht. Ein „Problemrat“ muss alle zwei Jahre einen Bericht vorlegen.

BERLIN taz ■ Anders als befürchtet, muss „Johnny Walker“ künftig nicht „Hänschen Wanderer“ heißen und „hot dogs“ müssen nicht in „gorace psy“- „heiße Hunde“ – übersetzt werden. Seit diesem Montag gilt in Polen ein im Oktober vergangenen Jahres verabschiedetes Gesetz zum Schutz der polnischen Sprache.

Das Gesetz tritt an die Stelle veralteter Regelungen aus dem Jahr 1945 und will Anglizismen zurückdrängen, die seit der Flut amerikanischer Produkte auf dem polnischen Markt üblich geworden sind. Nicht nur die Amtssprache soll künftig ohne englische Wörter auskommen, sondern auch Werbesprüche, Warenbezeichnungen und Etikette. Also keine leader auf den ranking lists, keine manager, keine businessmen und keine dealer mehr. Damit soll das polnische Wirtschaftsleben auch wieder für Polen verständlich sein, die kein Englisch können. Aber auch diese dürfen letztendlich ihre Supermarkets behalten. Der Versuch, sie in duze sklepy (große Läden) umzubenennen, ist misslungen.

In der ursprünglichen Gesetzesvorlage war sogar vorgesehen, dass selbst Markennamen eine polnische Übersetzung erhalten sollten. Dies wurde nun zurückgenommen. Die neue Regelung stößt in der Gesellschaft auf große Zustimmung.

Doch bislang haben die Sexshops, die in den vergangenen Jahren im ganzen Land wie Pilze aus dem Boden geschossen sind, ihre bunten Leuchtreklamen nicht geändert. Seit zwei Tagen sollen sie dem neuen Gesetz zufolge „Läden mit Artikeln des erotischen Bedarfes“ heißen. Andernfalls droht den Betreibern eine Geldstrafe von bis zu 100.000 Zloty (umgerechnet 50.000 DM). Zur Umsetzung der Sanktionen bei Verstößen gegen das neue Gesetz gibt es nämlich noch keine Regelungen. Deswegen warten die Inhaber der Sexshops mit den Investitionen in neue Werbetafeln klugerweise erst einmal ab.

Die wenigen Gegner der Neuregelung versuchen vergeblich die Frage aufzuwerfen, wohin der Nationalstolz noch führen wird. Wer will als der große Zensor Tag und Nacht das Volk belauschen, um festzustellen, dass die Menschen Fremdwörter benutzen, um neue Situationen zu schildern? In Polen soll diese Aufgabe einem „Problemrat der Polnischen Sprache“ zufallen, der jedes zweites Jahr dem Parlament einen Bericht über den Stand der Dinge vorlegen soll.JOANNA WIORKEWICZ