Heute vor 20 Jahren
: Kampf ums Stadion

■ Ein Rekrutengelöbnis im Weserstadion löste heftige Straßenschlachten aus

Heute vor 20 Jahren fanden die Unruhen am Weserstadion statt. Während drinnen 1.200 Bundeswehrrekruten ihr Gelöbnis abgaben, lieferten sich draußen Demonstranten mit der Polizei eine Straßenschlacht. Die offizielle Bilanz: Mehr als 300 verletzte Polizeibeamte, eine unbekannte Zahl von verletzten Demonstranten und zahlreiche demolierte und ausgebrannte Fahrzeuge von Bundeswehr, Polizei und Privatpersonen.

Das Ereignis sorgte monatelang bundesweit für Schlagzeilen und beschäftigte zwei parlamentarische Untersuchungsausschüsse. Der damalige Bundesverteidigungsminister Hans Apel (SPD) hatte zur 25-jährigen Mitgliedschaft der Bundesrepublik in der NATO die Gelöbnisfeier angeordnet. Sie war unter anderen bei den Jusos, den Jungdemokraten und dem Landesjugendring auf heftigen Widerstand gestoßen. Haupt-Kritikpunkt war die weltpolitische Lage, in der eine solche Veranstaltung „zu Missverständnissen“ hätte führen können.

Jugendsenator Henning Scherf (SPD) hatte sich unter die Demonstranten gemischt und war dafür von seinen Gegnern als Initiator und Unterstützer des Protestes kritisiert worden.

Rückblickend sagt Scherf: „Damals hatte ich es gut gemeint.“ Er habe die Vorstellung gehabt, durch sein Einwirken eine friedliche Demonstration zu ermöglichen. „Das war blauäugig und naiver Optimismus.“ Die Sache sei nicht zu steuern gewesen und außer Kontrolle geraten. Er habe daraus gelernt, betont er heute.

Vor einem Bonner Untersuchungsausschuss mussten sich die Bremer Jusos verantworten. Ihnen war vorgeworfen worden, mit dem Kommunistischen Bund Westdeutschlands bei der Vorbereitung der Demo zusammen gearbeitet zu haben.

In Bremen endete die politische Auseinandersetzung im Herbst 1980 mit Misstrauensanträgen der oppositionellen CDU-Fraktion in der Bürgerschaft. Mit den Stimmen der 52 SPD-Abgeordneten im hundert Mitglieder starken Parlament wurden sie abgeschmettert. Bürgermeister Hans Koschnick (SPD), Innensenator Helmut Fröhlich (SPD) und Scherf blieben im Amt. dpa/taz