Unsere Hood soll sauber bleiben

■ Für Ruhe und Ordnung tut Fred ,The Hammer' Williamson alles: In der Vigilanten-Fantasie Original Gangstas gründet er sogar eine Blaxploitation-Rentner-Gang

Es gibt Filme, die für Zeitschriften wie Splatting Image geradezu gedreht worden sein müssen. Larry Cohens Original Gangstas gehört ganz sicher in diese Kategorie, zumindest kann man sich kaum einen anderen Grund vorstellen, dem dieses Machwerk sonst seine Existenz verdanken könnte. Damit ist dieser Film natürlich ein klarer Fall für den Fama-Betreiber, Kinski-Impersonator und Fantasy-Filmfest-Macher Hans-Peter Jansen, der ihn noch einmal als aktuelle Ergänzung zu seiner Blaxploitation-Reihe verklappt.

Gang-Exploitation-Filme gab es zu Beginn der 90er einige. Doch die zweite Welle eines an ein afroamerikanisches Publikum gerichteten Action-Kinos war noch mit jedem dieser aus den niedersten kommerziellen Erwägungen realisierten Projekte, ob Boyz N the Hood oder New Jack City, besser, aufrichtiger und realistischer als Original Gangstas. Cohens Eintrag verdient allein Beachtung, weil er sich als Hommage an die erste Welle des schwarzen Action-Kinos der 70er Jahre versteht. Denn nicht nur der weiße B-Filmer Larry Cohen, auf dessen Konto Genre-Perlen Black Caesar, Hell Up in Harlem oder It's Alive I – III gehen, ist ein Veteran, sondern erst recht Produzent und Hauptdarsteller Fred The Hammer Williamson, einer der größten afroamerikanischen Stars der Dashiki-Ära. Dass die Ballerorgien dieser Zeit angesichts der realen Ghettogewalt inzwischen einen nostalgischen Fluchtpunkt bilden können, ist allerdings bezeichnend genug.

„The Original Bad Boys Are Stepping Up in 96“ warb das Original Gangstas-Plakat. Und es ist ein rüstiges Rentnergrüppchen, das Williamson da um sich geschart hat: Jim Brown, die muskelbepackte Kampfmaschine aus Slaughter, das Ex-Model Richard Roundtree, der als Shaft MGM einst vor dem Ruin rettete, Blaxploitation-Busenwunder Pam Grier (Coffy, Foxy Brown) im Jogging-Schlamperlook, sowie Superfly Ron O'Neal, der heute immer noch schmierig, aber eben mehr wie Santana aussieht. Sie alle gehörten einst zu einer Gang, deren nachgewachsene Mitglieder heute das deindustrialisierte Gary, Indiana, mit Drive-By-Shootings terrorisieren. Als der Vater angeschossen wird, rüsten die Altchen auf, um für law and order in the hood zu sorgen. Unverhohlener artikulierten sich die Territorialfantasien und der Konservativismus einer schwarzen Mitteschicht selten. Selbst auf der Soundtrack-Ebene findet letzterer noch seine billige Entsprechung: 70er-Soul für die Guten, Gangsta-Rap für die Bösen. Farra-khan hätte das kaum besser gekonnt

Tobias Nagl

Fr, 29.4. + Sa., 29.4., 22.30 Uhr, Fama