Schwere Mission in der Wüste

Der ehemalige US-amerikanische Außenminister James Baker soll ab heute im Konflikt um die Westsahara zwischen Marokko und der Polisario vermitteln

MADRID taz ■ Der ehemalige US-Außenminister James Baker reist heute nach Nordafrika. Im Auftrag von UN-Generalsekretär Kofi Annan soll er eine Lösung für den Konflikt um die seit 1976 von Marokko besetzte ehemalige spanische Kolonie Westsahara finden. Dazu trifft er sich mit Vertretern Rabats und der Befreiungsbewegung Polisario sowie mit den Regierungen Mauretaniens, das 1979 einen Friedensvertrag mit der Polisario abgeschlossen hat, und Algeriens, das die Befreiungsbewegung unterstützt. Baker will versuchen, einen Weg zu einem Referendum zu finden. Die Abstimmung wurde seit 1991 mehrmals aufgeschoben.

Dabei hatte Baker im September 1997 in Houston nach mehreren Treffen beide Seiten zu einer Einigung bewegt. Die UN-Mission in der Region, Minurso, nahm die Wähleridentifizierung wieder auf, in den Camps nahe der südwestalgerischen Stadt Tindouf, in der über 150.000 Menschen seit 25 Jahren auf die Rückkehr in ihre von Marokko besetzte Heimat warten, machte sich Hoffnung breit. Selbst ein Datum für die Abstimmung, der 31. Juli 1999, war festgesetzt worden.

Zweieinhalb Jahre nach Houston ist die Lage verfahrener denn je. Zwar hat die Minurso im Januar ihre Wähleridentifizierung mit einiger Verspätung abgeschlossen. Die Listen mit knapp 90.000 Wahlberechtigten wurden veröffentlicht. Doch anstatt das Referendum einzuleiten, werden die UN-Spezialisten ihre Arbeit von vorn beginnen müssen. König Mohamed IV. setzt in Sachen „marokkanische Südprovinzen“ auf die gleiche Hinhaltetaktik wie sein Vater Hassan II. Er hat über 140.000 Widerspüche gegen die Wählerlisten einlegen lassen – Menschen, die von der Minurso nicht als Sahrauis anerkannt wurden. Jetzt müssen die UN-Beamten jede Akte erneut durchgehen.

„Das Verhalten Marokkos zeigt, dass Rabat angesichts einer Mehrheit für die Unabhängigkeit das Referendum verhindern will“, erklärt Polisario-Chef Mohamed Abdelaziz. Er hofft, dass „die lobenswerten Anstrengungen Bakers zu einem positiven Ergebnis führen“. REINER WANDLER