Absurde Fehler

Ein Bericht zu den verschwundenen Marssonden bescheinigt der Nasa zu drastische Einsparungen

BERLIN taz ■ Die Marssonde „Mars Polar Lander“ ist wohl wegen eines technischen Fehlers auf die Oberfläche gekracht. Doch die eigentliche Ursache war das schlechte Management in der Zentrale in Houston – so das Ergebnis einer Studie von unabhängigen Luft- und Raumfahrtexperten, die der Nasa am Dienstag vorgelegt wurde.

Am 3. Dezember 1999, mitten im Landeanflug, verschwand der 165 Millionen Dollar teure Polar Lander plötzlich während eines Funklochs. Noch peinlicher war das Ende des Climate Orbiters. Er stürzte am 23. September auf den Mars, anstatt ihn zu umrunden, weil die eine Hälfte der Ingenieure in Zoll, die andere in Metern gerechnet hatte. Der regelmäßige Wetterbericht vom Mars fällt damit aus, ein herber Rückschlag für die beteiligten Forscher.

Der jüngste Report ließ kein gutes Haar am Management der Nasa und dürfte zu personellen Konsequenzen führen. Wichtige Tests wurden nicht durchgeführt, die Einschätzung der Risiken war teilweise zu optimistisch. Chefuntersucher Thomas Young meinte, dass das Navigationsteam des Orbiters „das Raumgefährt nicht verstanden habe“. Das ganze Programm sei mit zu geringen Mitteln und zu wenig Personal ausgestattet gewesen.

Der schlimmste Fehler beim Schwesterflug Polar Lander war, dass beim Ausfahren der Landebeine durch einen Bordcomputer Signale verwechselt werden konnten und der Rechner deshalb die Bremsdüsen ausschaltete. Mit ausgeklappten Beinen stürzte die Sonde aus etwa 30 Meter Höhe ungebremst in den roten Sand des Mars. Ein penibler Test vor dem Start hätte den Fehler behoben, so der Report.

Laut New York Times wird die Nasa das Management der Marsprojekte ändern, die Erkundung des Mars an sich aber nicht aufgeben. Allerdings ist der Start eines Ersatz-Landers gestrichen, andere Planetenflüge werden überprüft. In den nächsten Monaten werden weitere interne und externe Studien zur Nasa abgeschlossen. Wahrscheinliches Ergebnis: Solange das Nasa-Budget von 14 Milliarden Dollar pro Jahr nicht steigt, muss die Zahl der Starts und Projekte verringert werden. MARIA KLEINSCHROTH