Schwimmender Wächter

Greenpeace überquert auf den Spuren Rüdiger Nehbergs den Atlantik, um illegalen Holzeinschlag am Amazonas aufzudecken  ■ Von Markus Huneke

Brasilien ist ein attraktives Reiseziel. Zumindest für Hamburger Umweltaktivisten. Rüdiger Nehberg wird in einigen Tagen mit seinem Schweizer Tannenbaum bei Fortaleza an der äquatorialen Nordostküste antreiben, heute legt das Greenpeace-Schiff „Amazon Guardian“ aus dem Hamburger Hafen ab, um sich auf eine mehrmonatige Expedition ins Amazonas-Gebiet zu begeben. Das Schiff ist zunächst drei Wochen unterwegs, bevor es den ersten Zielhafen Manaus erreichen wird. Dort beginnt die eigentliche Mission: Der Kampf gegen die fortschreitende Urwaldzerstörung durch illegalen Holzeinschlag.

„Im Regenwald im Herzen Brasiliens wird jedes Jahr eine Waldfläche von der Größe Thüringens vernichtet“, sagte gestern der Waldexperte von Greenpeace, Martin Kaiser. Damit werde das größte Urwaldgebiet der Erde sys-tematisch zerstört. Die Besatzung soll die 58 Meter lange „Amazon Guardian“ als „schwimmende Plattform“ nutzen, um in unzugänglichen Gebieten den illegalen Holzeinschlag aufzudecken und öffentlich zu machen.

Das Schiff wurde eigens zu diesem Zweck in Amsterdam umgebaut: Es ist nicht nur hochseetauglich und kann den Atlantik bequemer überqueren als der Hamburger Konditor auf „The Tree“. Dank seines geringen Tiefgangs ist es auch besonders dazu geeignet, Nebenflüsse des Amazonas weit ins Landesinnere zu befahren, damit die Besatzung dort die internationalen Forstunternehmen bei ihrem Tun beobachten kann.

Der Start der „Amzon Guardian“-Expedition soll die Mitverantwortung der großen Industrieländer an der weltweiten Urwaldzerstörung deutlich machen. Die G7-Staaten versprachen schließlich schon 1997, ein effektives Waldaktionsprogramm einzurichten, um dem illegalen Einschlag und Holzhandel entgegen zu treten. „Aber trotz dieser großen Worte geht die Umweltzerstörung ungebremst weiter“, betonte Kaiser, „ob am Amazonas, in Kanada oder in Russland. Industrie und Politik in Deutschland müssen endlich die Verantwortung dafür übernehmen.“

Daneben soll mit dem insgesamt rund 2,4 Millionen Mark teuren Projekt auch auf die soziale und wirtschaftliche Lage der Bewohner dieser entlegenen Urwaldgebiete hingewiesen werden. Unter anderem sind mehrere Stationen in Indianer-Gemeinden vorgesehen, auch um Gespräche über die Situation ihre Stammesgebiete zu führen. Mitte April ist gar eine Live-Übertragung aus dem Biologischen Reservat in Abufari geplant, um aus Anlaß des 500. Jahrestages der Entdeckung Brasiliens auf die besondere Bedeutung des Amazonas-Gebietes hinzuweisen.

Die Ureinwohner liegen bekanntlich auch Rüdiger Nehberg am Herzen. Grund genug für die Greenpeace-Mitarbeiter, mit dem Abenteurer vor Ort zusammenzukommen. So von Aktivist zu Aktivist – wenn man schon das selbe Land bereist.