Nick Cave: Zeugnisse und Bildnisse des guten Sohns
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Der Herr hat’s ihm gegeben, der Herr wird’s ihm auch wieder nehmen, doch vorerst ist er ein Klassiker geworden: Nick Cave, der Mann in Schwarz, der seine Band den bösen Samen nannte, der bibelfesteste Rocker von allen. Was hat er nicht schon für Metamorphosen durchgemacht. Ein Buch mit dem Titel „And the ass saw the angel“ hat er auch noch geschrieben. Seine Moritaten und Mörderballaden gehören zum popmusikalischen Grundkanon des ausgehenden zwanzigsten Jahrhunderts.

Zeit für eine Würdigung, die den Helden vorsorglich, prä mortem sozusagen, in den Himmel hebt. „The Life and Music of Nick Cave – an illustrated Biography“ heißt die autorisierte Ikonographie von Max Dax und Johannes Beck (Die Gestalten Verlag, 176 Seiten, 59,90 DM) . Sie folgt mit vielen Fotos den Stationen seines Lebens – von Australien über Berlin und Sao Paulo bis nach England, wo er heute wieder lebt – und seinen diversen Wandlungen, vom Punkrocker zum Literaten, vom Suizidkandidaten zum Pop-Crooner, vom Gläubigen zum Propheten. Die Evolution dieses düsteren Dandytums, in dessen Rolle Nick Cave sich selbst gefunden zu haben scheint, ist auch das Dokument einer Ära, die jetzt schon in der Dämmerung nachlassender Erinnerung verschwimmt.

An Hand der vielen fotografischen Zeugnisse können sich kommende Generationen einmal erinnern: Seht her, so waren sie, die schwarzen Jahre des letzten Fin-de-Siècle. db