Vulkan-Dreck: Wissen, wo es leckt sitzt

■ BIG versiegelt kontaminiertes Vulkan-Gelände mit Kunststoffbahnen / Damit soll verhindert werden, dass Schadstoffe ins Grundwasser geschwemmt werden

Die Pleite der Vulkan-Werft hat eine Vielzahl von Altlasten hinterlassen: Schuldenberge, Schuld-Prozesse, Arbeitslosigkeit und verseuchte Böden. Mit letzteren muss sich nun das Land Bremen herumschlagen, in dessen Treuhand-Vermögen das Gelände übergegangen ist.

Zum Beispiel auf der „Altablagerung Schweinsweide“, wo sich die Werft wie die namensgebenden Tiere aufgeführt hat. Das Areal wurde jahrelang als undeklarierteDeponie genutzt. Neben Stahlteilen und Hausmüll finden sich auf der Industriebrache auch schwieriger zu entsorgende Hinterlassenschaften wie Öle, Schwermetalle oder polyzyklische Kohlenwasserstoffe. Diese Substanzen dürfen weder in die nahegelegene Weser noch ins Grundwasser gelangen. Deshalb muss jetzt die mit der Entwicklung beauftragte Bremer Investitionsgesellschaft (BIG) geeignete Maßnahmen ergreifen, dies zu verhindern, bevor das Gelände an den Autoimporteur Egerland weiterverkauft wird.

Eine Sanierung des Erdreichs hätte 125 Millionen Mark gekostet. Deshalb hat man sich für die kostengünstigere Sicherung der Altlast entschieden – „zig Millionen billiger“, sagt Torsten Sasse, Mitinhaber des mit der Durchführung beauftragten Ingenieurbüros UMTEC.

Die geldbeutelfreundliche Lösung: Eine Fläche von 46.000 Quadratmetern wird einfach eingepackt. Ringsum wird eine Dichtwand aus einem Tonmehl-Zement-Gemisch sieben bis acht Meter tief ins Erdreich eingezogen, auch zum Weserufer hin. Obenauf wird eine Art Deckel angebracht: Eine Kunststoffdichtungsbahn von zweieinhalb Millimetern Stärke soll das Eindringen von Regenwasser verhindern, das die Schadstoffe auswaschen und ins Grundwasser transportieren könnte. Auf die Dichtungsfläche wird dann nochmals Erdreich aufgeschüttet. Das war's. Darauf kommt schließlich nur noch die Asphaltierung für den Autoumschlag der Firma Egerland.

Was aber, wenn die Kunststoffbahn – zum Beispiel durch Bodensetzungen – leck schlägt und doch Wasser in den Untergrund eindringt? Dann soll ein spezielles Geologger-Überwachungssystem auf den Plan treten. Unter der Dichtungsbahn ist ein Kabelnetz verlegt, an dem in regelmäßigen Abständen offene Elektroden hängen. Auf der Kunststoffoberfläche sitzen Gegenelektroden, die mit einer Stromquelle verbunden sind. Zwischen den oberen und den unteren Elektroden kann nur dann Strom fließen, wenn die Kunststoffschicht ein Leck hat. Auf einem Monitor wird dann optisch dargestellt, zu welchen Elektroden der Strom fließt. Der Vorteil des Geologger-Systems: So kann das Leck genau lokalisiert und mit wenig Aufwand behoben werden.

Ohne Testphase darf so ein Verfahren nicht laufen: Bevor die ganze kontaminierte Fläche abgedeckt wird, muss die Herstellerfirma Progeo beweisen, dass das Monitoring-System funktioniert. Dazu wurde ein Testfeld installiert und die Abdeckung an einer unbekannten Stelle mutwillig zerstört – der Geologger muss den Schaden lokalisieren. Wenn der Test zufriedenstellend verläuft, wird Ende März mit der eigentlichen Abdeckung auf der Ex-Werft begonnen.

Die grüne Umweltdeputierte Karin Mathes ist mit dieser Lösung nicht zufrieden: „Wenn der Verursacher nicht mehr haftbar gemacht werden kann, gibt es immer die Minimallösung, die am wenigsten kostet und am schlechtesten für die Umwelt ist.“ Die Bürgerschaftsabgeordnete kritisiert, dass die vorgeschriebene wasserrechtliche Prüfung noch nicht erfolgt ist, obwohl die Bauarbeiten bereits in vollem Gang sind. not