Kongo-Krieg hat Mugabe bereichert und geschwächt

Simbabwes massives Militärengagement auf Seiten Kabilas förderte die Opposition

Berlin (taz) – 50 Prozent Arbeitslosigkeit, 70 Prozent Inflation, ein negatives Pro-Kopf-Wirtschaftswachstum und rapide steigende Armut – das ist Simbabwe nach 20 Jahren Robert Mugabe. Aus dem Befreiungshelden, der 1980 die von Apartheid-Siedlern beherrschte britische Kolonie Rhodesien in die Unabhängigkeit führte, ist ein abgewirtschafteter Despot geworden.

Aber Mugabe ist nicht der klassische Fall des alternden Präsidenten, dem die Ideen ausgehen. Je länger der Niedergang Simbabwes andauert, desto freudiger hat er neue Betätigungsfelder entdeckt. Bis zu 13.000 Soldaten, bei einer Gesamtstärke der Armee von 35.000, hat Simbabwe heute in der Demokratischen Republik Kongo stehen, um das von Rebellen bedrängte Regime von Präsident Laurent Kabila zu verteidigen.

Mit der Beteiligung an einem Krieg in einem Land, das nicht einmal an Simbabwe grenzt, hat Mugabe aber möglicherweise gleichzeitig die Saat für seinen Untergang gesät. Der seit August 1998 andauernde Einsatz kostet nach unabhängigen Schätzungen eine Million Dollar pro Tag. Die Militärausgaben, ohnehin einer der größten Posten im Budget, steigen im Staatshaushalt 2000 noch mal um 58 Prozent. Da der Krieg vor allem mit Gelddrucken finanziert wird, ist er Hauptgrund für die galoppierende Inflation der letzten Jahre.

Wegen der daraus resultierenden massiven Reallohnverluste gehen Simbabwes Gewerkschaften seit 1998 regelmäßig massiv auf die Straße – und fordern einen Rückzug aus dem Kongo. Diese Proteste mündeten im September 1999 in die Gründung der bisher stärksten Oppositionskraft Simbabwes – die „Bewegung für Demokratischen Wandel“ (MDC), die im Januar den bisherigen Gewerkschaftsboss Morgan Tsvangirai zum Führer wählte.

Simbabwes Kongo-Krieg hat auch die Beziehungen des Landes zu den internationalen Geldgebern nachhaltig gestört. Weil die Regierung in der ersten Jahreshälfte 1999 166 Millionen Dollar für den Krieg ausgab, nachdem sie dem Internationalen Währungsfonds (IWF) nur Ausgaben von 18 Millionen Dollar gemeldet hatte, zogen IWF und Weltbank im vergangenen Herbst Kreditzusagen von über 300 Millionen Dollar zurück. Libyen half letzte Woche mit 100 Millionen Dollar aus. Damit soll die Benzinknappheit des Landes behoben werden.

Warum macht Mugabe das alles? Während der Kongo-Krieg Simbabwe ins Elend stürzt, verhilft er gewissen hohen Kreisen zu ungeahntem Reichtum. Denn Kabila steht bei Mugabe tief in der Kreide. Als er 1996/97 den damaligen zairischen Diktator Mobutu Sese Seko stürzte, war Simbabwe einer seiner Hauptrüstungslieferanten; nach Kabilas Sieg wurde daraus und aus vereinbarten Folgegeschäften eine kongolesische Schuld von 30 Milliarden Dollar an die staatliche simbabwische Rüstungsindustrie errechnet. Daraufhin übernahm der regimenahe weiße Simbabwer Billy Rautenbach die Leitung des staatlichen kongolesischen Bergbaukonzerns „Gécamines“, und damit bekam Simbabwe Zugriff auf die potenziell reichsten Kupfer- und Kobaltvorkommen der Welt.

1998 entstand in Simbabwe die Firma „Osleg“, die Gold und Diamanten im Kongo kauft und sie an Kongos staatliches Minenkontor weiterverkauft. Die Teilhaber des Unternehmens sind die Leiter der beiden staatlichen simbabwischen Mineralienfirmen und zwei hohe Militärs. Vor einem Monat gründeten die Regierungen Kongos und Simbabwes zusammen die Osleg-Tochterfirma „Sengamines“, die die reichen Diamantenvorkommen der Region um die zentralkongolesische Stadt Mbuji-Mayi ausbeuten soll.

Nicht nur Edelsteine interessieren den Mugabe-Clan. 1999 übernahm die staatliche simbabwische Landentwicklungsgesellschaft 500.000 Hektar Agrarland im Süden des Kongo. Neuerdings soll es sogar einen regen Schmuggel seltener kongolesischer Graupapageien durch das simbabwische Militär aus dem Kongo via Simbabwe nach Libyen geben.

Mit dem Kongo-Krieg hat Mugabe seinem innenpolitischen Machtsystem ein ausgeklügeltes außenpolitisches Gerüst von Kriegs- und Klüngelwirtschaft hinzugefügt. Das wird ihn und seine Freunde auch noch stützen, wenn das eigene Volk die Gefolgschaft versagt. Dominic Johnson