„Zeigen, dass es auch ein anderes, ziviles Österreich gibt“

Robert Schindel, Juryvorsitzender beim Klagenfurter Bachmann-Preis, will den Kulturkampf mit Haider

Berlin (taz) – In die Debatte, wie Kulturschaffende in Österreich auf die Regierungsbeteiligung der FPÖ reagieren sollen, kommt Bewegung. Mit Robert Schindel äußert sich erstmals ein Jurymitglied des renommierten Bachmann-Literaturwettbewerbs in Klagenfurt zu dieser Frage. Im Gespräch mit der taz erteilt der österreichische Schriftsteller einem kulturellen Boykott Österreichs eine klare Absage: „Man sollte der Kahlschlagpolitik von Jörg Haider nicht Vorschub leisten, indem man aus Protest alles absagt. Im Gegenteil: Es ist wichtig, mit kulturellen Mitteln standzuhalten.“

Der 1944 geborene Robert Schindel überlebte den Zweiten Weltkrieg als Kind kommunistischer Eltern inkognito in einem Nazi-Waisenhaus. Er plädiert dafür, in der Auseinandersetzung mit Jörg Haider „den Kulturkampf aufzunehmen anstatt davonzulaufen“. Damit kritisiert er indirekt die Entscheidung seiner Schriftstellerkollegin Elfriede Jelinek, die ein Aufführungsverbot ihrer Stücke in Österreich verhängt hatte. Schindel: „Wir brauchen gerade jetzt mehr Stücke – auch von ihr –, um zu zeigen, dass es auch ein anderes, hoffnungsvolleres, ziviles und kulturelles Österreich gibt.“

Robert Schindel spricht sich zudem dafür aus, den Bachmann-Preis, deren Jury er vorsitzt, auch in diesem Sommer wie geplant stattfinden zu lassen. Auf die Regierungsbeteiligung der FPÖ hatten die Erben der Schriftstellerin Ingeborg Bachmann mit dem Verbot reagiert, den Bachmann-Preis unter diesem Namen zu verleihen. drk

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