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■ WWF: Ölpest in Frankreich bedroht Vogelbestand im deutschen Wattenmeer

Die Ölpest vor der französischen Küste bedroht nach Erkenntnissen der Umweltstiftung World Wide Fund for Nature (WWF) auch den Vogelbestand im norddeutschen Wattenmeer. 15.000 Säbelschnäbler, ein Drittel des Wattenmeerbrutbestandes, überwintere derzeit in den von der Ölpest betroffenen Gebieten, sagte WWF-Wattenmeerexperte Hans-Ulrich Rösner, ges-tern in Husum. Hinzu kämen etwa 100.000 andere Watvögel wie Alpenstrandläuferarten und Pfuhlschnepfen.

Wie viele Vögel des Wattenmeerbestandes betroffen sind, ist noch unklar. „Die Effekte sind erst nach der Rückkehr der Vögel im Frühjahr abzuschätzen“, sagte der Sprecher des Nationalparkamtes in Tönning (Kreis Nordfriesland), Hendrik Brunckhorst. Ironischerweise sei bisher der Bruterfolg der Säbelschnäbler gerade nach dem Überwintern in Frankreich sehr gut gewesen.

Von den 70 Arten, die im Wattenmeer brüten oder auch nur Station machen, befinden sich nach Aussage Brunckhorsts momentan rund 50 in Frankreich. „Neben den Brutvögeln sind das Zugvögel auf dem Weg von Skandinavien oder Sibirien nach Westafrika.“ An den Zwischenrastplätzen „tanken die Vögel ihre Energiereserven auf“, sagte der Leiter der Inselstation der Vogelwarte Helgoland, Ommo Hüppop. Wenn Bodentiere und Grasflächen allerdings ölverschmiert seien, werde den Vögeln die Lebensgrundlage entzogen.

Besonders betroffen seien bei dieser Ölpest jedoch die Offshore-Vögel wie Trottellummen und Seetaucher, die ihre Nahrung im Wasser aufnehmen. Die Trottellummen kommen allerdings laut Hüppop nicht aus der deutschen, sondern vermutlich aus dem englischen und irischen Raum.

Schleswig-Holsteins Umweltminister Rainder Steenblock (Grüne) sprach sich in einem NDR-Interview für eine engere europäische Zusammenarbeit aus. Er forderte die Einrichtung einer europäischen Task Force zur Bekämpfung von Ölunfällen. lno