Querspalte

■ Putzi ist prima, Dieter

 Die Geschichte der Dentalhygiene ist eine Geschichte voller Missverständnisse, wenn nicht des hemmungslosen Missbrauchs. Und, machen wir uns nichts vor, das ging schon damals auf unseren Schulhöfen los. Wünschte sich jemand angesichts einer Mathematik-Leistungskontrolle, „mal kurz ein bisschen krank“ zu werden, dann echote es regelmäßig: „Musste Zahnpasta fressen. Kriegste Fieber von.“ Selbstverständlich habe ich das nie ausprobiert. Erhöhte Temperatur, so hatte mir mein zehnjähriger Ferienlagerkumpel Michael versichert, konnte man schließlich auch durch zügellosen Geschlechtsverkehr erlangen.

 Anhänger der Basaltemperatur-Methode ahnen jetzt vielleicht, dass hier jemand sein fragmentarisches Wissen über die menschliche Fortpflanzungsbiologie gründlich durcheinandergebracht hatte. Vermutlich hat Michael vor Biologie-Klassenarbeiten sehr viel „Perlodont“ zu sich genommen. Später scheuerten sie alle ihre weißen Leinenschuhe mit „Putzi“ und unlängst las ich in „Von Frauen für Frauen“, ich solle meine abgestumpften Goldkettchen getrost mit „Elmex“ polieren.

 Da ist es gut zu wissen, dass sich wenigstens Dieter Baumann mit Zahnpasta noch die Zähne putzt. Und zwar dermaßen ausdauernd, dass die heimtückische Stimulans Nandrolon, die dem Dieter vorher jemand in die Tube gespritzt hat, in rauen Mengen über Dieters Mundschleimhaut in seinen blitzblank-sauberen Propersportlerkörper einsickern, seinen Harn verschmutzen und seinen Ruf urinieren konnte. Lachen Sie bitte nicht! Ich glaube das. Ich habe ja auch die Grünen gewählt. Schließen möchte ich mit einem väterlichen Rat an jeden Schüler, der Manschetten vor der morgigen Leistungskontrolle im 3000-Meter-Lauf hat: „Musste gründlich Zähne putzen. Läufste schneller.“ André Mielke