Letzte Näherei steht vor dem Aus

■ Lamod-Beschäftigte bangen um ihren Betrieb in Delmenhorst

Delmenhorst. Vom alten Industrie-Flair im Delmenhorster „Nähereien-Viertel“ ist nicht mehr viel übrig geblieben – demnächst vielleicht sogar nur noch die Erinnerung. Der Grund: Mit der Firma Lamod steht nun auch die letzte große Näherei kurz vor der Pleite. Laut Geschäftsführer Edwin Kleperis droht der Firma im laufenden Geschäftsjahr ein Umsatzverlust von rund 30 Prozent bei zugleich steigenden Löhnen.

Zum Verhängnis wurde dem Betrieb die einseitige Abhängigkeit von nur einem Großkunden: der Bekleidungsfirma Delmod. Sie geriet schon vor rund eineinhalb Jahren in die Schlagzeilen. Damals traten fünf Frauen der früheren Tochterfirma Belmod vor dem Firmentor in Delmenhorst in einen achttägigen Hungerstreik, weil Delmod ihnen die Aufträge entzogen hatte (die taz berichtete).

Grund für den massiven Einbruch bei Lamod sei die veränderte Auftragsvergabe durch Delmod, erläutert Edwin Kleperis. So ordere das Unternehmen keine Blazer und Hosenanzüge mehr, sondern nur noch leicht zu verarbeitende Teile wie etwa Blusen. Weil die Preise für diese Produkte durch die harte Konkurrenz aus Osteuropa aber im Keller sind, lässt sich auch bei voller Auslastung nicht genug Geld verdienen. „Wir müssten da schon die doppelte Menge produzieren, um auf unsere Kosten zu kommen. Das aber lassen die Kapazitäten nicht zu“, schildert Kleperis die Zwickmühle, in der Lamod steckt.

Um die Insolvenz zu verhindern, will der Firmenchef nun massiv Personal abbauen und das Geschäft neu ausrichten. So soll die Zahl der MitarbeiterInnen von 129 auf 55 drastisch reduziert und die Massenproduktion vor Ort beendet werden. In Zukunft will sich Lamod auf Kleinserien, Korrekturarbeiten und Modellentwicklung konzentrieren.

Auch die zuständige Gewerkschaft IG Metall und der Betriebsrat sehen keinen anderen Ausweg. „Wir loten zurzeit alle Möglichkeiten für einen sozialverträglichen Personalabbau aus“, sagt Thomas Bramkamp von der IG Metall Oldenburg. Genauere Zahlen sollen heute bei den nächsten Verhandlungen mit Lamod auf den Tisch kommen.

Im Hause Delmod weist man unterdessen jede Verantwortung für die Krise zurück. „Wir haben dort keinen unternehmerischen Einfluss“, wiegelt Geschäftsführer Dietmar Gottwald ab. Wenn Lamod nicht wirtschaftlich arbeiten könne, sei dies die Angelegenheit von Herrn Kleperis.

Michael Hollmann