Querspalte

■ Öl auf Leinwand

Heute soll es um große Kunst gehen: „Saporoshjer Kosaken schreiben einen Brief an den türkischen Sultan“. Genau, das Gemälde, wo lauter finster-fettige Figuren draufgepinselt sind, mit denen man nicht bei einem Bryan-Ferry-Konzert gesehen werden möchte, weil sie nach Wodka statt Pitralon stinken und heftig an den Pforten des Deliriums rütteln. Der Plebs hat sich um einen hämisch grienenden Schmierling sortiert und macht sich anheischig, einen Würdenträger zu verhöhnen, dass es eine Freude ist.

 Neulich kam im Fernsehen ein nicht minder fulminanter Film über Bauschaffende, die an Gerhard! Gerhard! Gerhard! schrieben. Das heißt, der Brief war eigentlich schon fertig. Die Werktätigen wollten nur noch ihren „Willi“ drunter setzen. Gerhard! Gerhard! Gerhard! hätte sich schließlich für sie, Originalton, „aufgeopfert“. Ich wünschte, jemand würde diese Szene kongenial in Öl auf Leinwand bringen: „Holzmänner“ – ich liebe dieses Wort, wie ich schon „Vulkanier“ (Bremerhaven) und „Mannesmänner“ („Deeh zwei – live dabei“) geliebt habe – „Holzmänner schreiben einen Dankesbrief an den deutschen Bundeskanzler“. Doch Ilja Jefimowitsch Repin ist verhindert und Günter Grass kann leider nicht so besonders malen. So bleibt es dieser unwürdigen Kolumne vorbehalten, die Stimmung jener schicksalhaften Stunde künstlerisch zu deuten und für die Ewigkeit zu fixieren:

 „Klaus, hier hast du aber unsauber geschrieben!“ – „Kannste nicht besseres Papier nehmen? Gerhard! Gerhard! Gerhard! hat für uns ja auch seine Ersparnisse hingeblättert.“ – „Wollen wir ihn nicht lieber duzen? Er ist ja auch ein Prolet von die Basis. Einer von uns.“ – „Klar doch, Siggi, und willste nich noch das Möpsefoto von deine Tochter einlegen?“ (Anmerkung für den Setzer: Hier allmählich ausblenden.)        André Mielke