Uruguay wählt die Rechte

■ Im zweiten Wahlgang erlitt die linke Allianz eine unerwartet herbe Niederlage

Montevideo (taz) – Als ob sie es schon ahnten, buhten seine Anhänger ihn aus, damit er nicht ausspreche, was alle befürchteten. „Ich habe Doktor Batlle angerufen, um ihm zu gratulieren“, sagt Tabaré Vázquez, „denn er wird der nächste Präsident Uruguays sein.“

Die Linke hat die Präsidentenwahlen in Uruguay verloren und brachte es im zweiten Wahlgang am Sonntag auf nur 44 Prozent der Stimmen. Jorge Batlle von der regierenden Colorado-Partei erhielt 51 Prozent. Meinungsforscher hatten ein sehr viel knapperes Ergebnis vorausgesagt. „Wir müssen jetzt zusammenarbeiten in den nächsten fünf Jahren“, mahnte der strahlende Sieger auf seiner Pressekonferenz in einem Hotel, das der Moon-Sekte gehört. Uruguays Wirtschaftsprobleme sind nicht eben klein. Die Abwertung der brasilianischen Währung hat das Land schwer getroffen. Die Exporte sind gesunken. Die Arbeitslosigkeit liegt bei 11 Prozent und viele Menschen leben unterhalb der Armutsgrenze. Jede Nacht ziehen die Bewohner der Armensiedlungen mit Pferdekarren durch Montevideo, um in den Müllbergen der Hauptstadt nach Verwertbarem zu suchen: Eisennägel, Konservendosen und Flaschen.

Der Wahlverlierer Vázquez wirkte schon fast so, als habe er mit der Niederlage gerechnet. Zu seinen Anhängern sagte er: „Wir werden immer dafür eintreten, die Lebensqualität der Uruguayer zu verbessern.“ Es war nicht der Moment für große Sprüche. Die Wahl ging nicht nur im Landesinneren verloren. Selbst in der Hauptstadt Montevideo haben es die Linken nur auf 55 Prozent der Stimmen gebracht. Im Wahlkampf hatten sie vor allem auf soziale Themen gesetzt. So kündigte Vázquez eine Steuerreform an und schlug vor, allein erziehenden Müttern eine Sozialhilfe in Höhe von knapp 200 Mark pro Monat zu zahlen, aber nur, wenn die Kinder zur Schule gehen. Viele in den städtischen Elendsvierteln setzten auf das Linksbündnis. Sie wurden bitter enttäuscht. Ingo Malcher