Blauer Engel fürs Autoteilen

■ Car-Sharing-Firmen hoffen auf günstiges Parken. Potential auch ohne Umweltgründe

Bremen (ta*) – Sie heißen „Statt-Auto“, „Grünes Auto“ oder „Teil-Auto“. In fast allen Großstädten gibt es heute Firmen, die Autos organisieren. Die ersten fünf von ihnen – in Berlin, Hamburg, Göttingen, Halle und Bremen – bekommen den Blauen Engel der Jury für Umweltlabel. Das hat Gila Altmann, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, gestern mit ihrer Bremer Kollegin Tine Wischer angekündigt.

30.000 Mitglieder hat die Vereinigung „European Car Sharing“ (ecs) in Deutschland. Weitere 25.000 sind es in der Heimat der Eidgenossen und einige tausend in den Niederlanden, in Norwegen, Dänemark und Schweden. Jahr für Jahr steigt diese Nummer um rund ein Drittel. Eine Studie des Bundesverkehrsministeriums geht von 2,45 Millionen potentiellen Mitgliedern aus. Dies würde immerhin eins plus eins Millionen Autos von Deutschlands Straßen bringen.

Erstmals werden mit der Vergabe des Blauen Engels nun verbindliche Umwelt-Kriterien festgelegt – samt regelmäßig gewarteter Autoflotte, die besonders strenge Abgas- und Lärmwerte erfüllt. Außerdem dürfen die Unternehmen für 10 Mitglieder höchstens ein Auto anschaffen und müssen Buchung, Abholung und Rückgabe der Autos rund um die Uhr ermöglichen.

Untersuchungen haben allerdings aufgewiesen, dass ökologische Gründe für eine Mitgliedschaft im Car-Sharing-Unternehmen nur noch eine untergeordnete Rolle spielen. „Wir müssen uns als normale Dienstleistungsunternehmen auf dem Markt bewähren“, sagt Joachim Schw., Geschäftsführer der Bremer StadtAuto GmbH. Keinen Ärger mit TÜV und Werkstätten und garantiert einfaches Parken auf den markierten Stellen – darin sehen die Mitglieder den Hauptvorteil im Auto-Teilen.

Von der Vergabe des „Blauen Engel“ versprechen sich die Car-Sharing-Unternehmen denn auch nicht in erster Linie neue Kunden. Ihnen geht es vor allem um eine Verbesserung der Verhandlungsposition um attraktive Parkorte ihrer Vehikel in der Nähe von Bahnhöfen, Umsteigehaltestellen und in dicht besiedelten Wohngebieten. So kann im Verbund mit ÖPNV und Bahn ein flächendeckender „Mobilitätsverbund“ entstehen – bequem und ohne eigenes Auto. Dirk Asendorpf