■ Die beiden Hertie-Stiftungen

Gegründet wurde die Hertie-Familienstiftung 1953 vom damaligen Hertie-Alleineigentümer Georg Karg. Er überschrieb ihr 98 Prozent der Hertie Waren- und Kaufhaus GmbH. Karg wollte mit der Stiftung den Kaufhauskonzern zusammenhalten und das Kapital vor dem Zugriff des Staates sichern. Im Erbfall hätten seine Nachfahren enorme Steuersummen an den Fiskus zahlen müssen.

Als dann Anfang der 70er der Staat die Erbersatzsteuer schuf, um auch die bislang steuerbefreiten Stiftungen zur Kasse zu bitten, zeigten sich die Erben des inzwischen Verstorbenen Karg findig. Sohn Hans-Georg Karg und Tochter Brigitte Gräfin von Norman gründeten 1974 die Gemeinnützige Hertie-Stiftung. Und übertrugen ihr 97,5 Prozent der Geschäftsanteile der Hertie GmbH.

Die Gemeinnützige Stiftung wurde auf das Abschöpfen etwaiger Überschüsse aus dem Kaufhausgeschäft beschränkt. Und die fielen gering aus.

1993 ergab sich eine neue Situation. Hans-Georg Karg hatte das Unternehmen mit wenig Glück geführt und meist Verluste erwirtschaftet. Die Hertie-Stiftungen verkauften ihre Konzernanteile an die Karstadt AG. Der Erlös: rund 1,6 Milliarden Mark. Das Geld erhielt die steuerbefreite Gemeinnützige Stiftung. Und reichte es umgehend an die Familienstiftung weiter – als Darlehen. Die Familienstiftung erwarb mit den geliehenen und eigentlich gemeinnützigen 1,6 Milliarden Mark wieder 29,4 Prozent des Karstadt-Konzerns und damit den Anspruch auf einen Anteil der Karstadt-Dividende. Im Rahmen dieser „Paketlösung“, so Stiftungsvorstand Rehmann, hatten die Hertie-Stiftungen ihre Hertie-Anteile also in Karstadt-Aktien umgetauscht.

Letztes Jahr dann abermals eine große Transaktion: Die Stiftungen verkaufen ihre Karstadt-Anteile an die Firma Schickedanz (Quelle) – laut einem Stiftungsbericht für 1,8 Milliarden Mark. Mit diesem Geld wurde aber nicht das Darlehen der Familienstiftung an die Gemeinnützige zurückgezahlt. Die Familienstiftung behielt die Summe und verfügt nun über Mittel, die nicht mehr in den Karstadt-Aktien gebunden sind. David Schraven