BfG-Genossen werden schwedisch

Die Hausbank des schwedischen Wallenberg-Konzerns kauft die Genossenschaftsbank BfG, um in den deutschen Anlegermarkt“ zu kommen    ■ Aus Stockholm Reinhard Wolff

Wir sind keine rote Gewerkschaftsbank mehr“, versuchte BfG-Vorstandschef Karl-Heinz Hülsmann gestern in Stockholm zweifelnde Frager zu beruhigen. Sie wunderten sich, warum ausgerechnet der einstige deutsche Gewerkschaftsstolz nun im Schoß des Wallenberg-Imperiums landet, das in Schweden als das Symbol konzentrierter Kapitalmacht gilt. Die Skandinaviska Enskilda Banken (SEB) ist die Hausbank des Wallenberg-Konzerns, der maßgeblich an nahezu jedem größerem schwedischen Unternehmen beteiligt ist. Für 1,6 Milliarden Euro schluckt die SEB – drittgrößte Bank in Skandinavien – nun die fünftgrößte deutsche Bank.

Hauptsächlich durch die Übernahme eines Aktienpakets von 50 Prozent, das bislang die französische Credit Lyonnais innehatte. Außerdem verkaufen die Aachener und Münchner Beteiligungs AG und die Beteiligungsgesellschaft der Gewerkschaften ihre jeweilige 25-Prozent-Beteiligung an Wallenberg.

Die BfG ist für die SEB, die in letzter Zeit bei den innerskandinavischen Fusionen etwas ins Hintertreffen geraten war, besonders interessant, weil die BfG im Sektor der Privatkunden stark ist. Der deutsche Sparmarkt ist der zweitgrößte in Europa und wächst kräftig. Die SEB will „das Tor zum deutschen Anlagemarkt öffnen“, um „Nordeuropas größter Kapitalverwalter zu werden“.

Welche besondere Kompetenz gerade die SEB für den Privatkundenmarkt der BfG mitbringen soll, ist unklar. Auf dem schwedischen Heimatmarkt ist die SEB gerade auf diesem Sektor schwach. Analysten wunderten sich daher auch über den Kauf. Denn sowohl der mögliche Gewinn für die BfG als auch der Zweck dieses Geschäfts für die SEB sind unklar. Der Wallenberg-Konzern hatte sich offenbar vor allem wegen des niedrigen Kaufpreises von 3,1 Milliarden Mark für die BfG entschieden. Während in der Branche ansonsten mindestens das Eineinhalbfache des Eigenkapitals als angemessener Handelspreis gilt, zahlt SEB für die BfG nur 82 Prozent von deren Eigenkapital. 18 Prozent erhält man also als Rabatt .

Interessant war laut SEB die weit vorangekommene Entwicklung der BfG auf dem Weg zu einer Internet-Bank. Die schwedischen Banken sparen derzeit massiv Personal ein und schließen Filialen. Die PrivatkundInnen werden mit kostenfreien Internet-Angeboten gelockt, während herkömmlichen Bankdienste stetig verteuert und verschlechtert werden. Wenn die SEB dieses Sparmodell nach Deutschland exportieren will, können sich die bislang noch 5.300 BfG-Angestellten schon mal auf härtere Zeiten einstellen.