Solidarität mit der „Stimme der Unterdrückten“

■ Am Samstag demonstrierten hunderte gegen die geplante Hinrichtung des schwarzen Bürgerrechtlers Mumia Abu-Jamal. Seit 18 Jahren sitzt er in den USA in einer Todeszelle

In knapp sechs Wochen soll das Todesurteil gegen den im US-Bundestaat Pensylvania inhaftierten Mumia Abu-Jamal vollstreckt werden. Cirka 400 Menschen protestierten am Samstag auf dem Alexanderplatz gegen die geplante Hinrichtung des afroamerikanischen Bürgerrechtlers und Journalisten. Vor wenigen Wochen hat das Oberste Gericht des US-Bundesstaates Pennsylvania Abu-Jamals Berufungsantrag gegen das Todesurteil einstimmig abgelehnt.

Die Demo-Organisatoren beschallten den Platz mit Rap-Musik und Originaltönen der „Voice of the Voiceless“, der Stimme der Unterdrückten – wie seine Anhänger Abu-Jamal nennen. Die Aktionsgruppe aus über 10 Menschenrechts- und Migrantenorganisationen setzt sich für Freilassung zu Unrecht Inhaftierter ein.

Zwischen Plakaten und Spruchbändern der Demonstranten sind auch PDS-Fahnen zu sehen. In einer Rede fordert die PDS-Landesvorsitzende Petra Pau „Druck an allen möglichen Fronten.“ Die Stadt Venedig habe als Zeichen der Symphatie Abu-Jamal die Ehrenbürgerschaft verliehen. Pau findet es „traurig“, dass sich Berlin als „Stadt der Toleranz“ nicht zu solchen Dingen hinreißen ließe.

Mumia Abu Jamal ist der wohl bekannteste Häftling in einer Todeszelle. Im Dezember 1981 stoppten Polizisten in Philadelphia ein mit Schwarzen besetztes Auto wegen einer vermeintlichen Verkehrswidrigkeit. Abu-Jamal beobachtete, wie die Polizisten auf die Insassen einschlugen und kam zu Hilfe. Unter den Misshandelten war auch sein Bruder. Dann fielen Schüsse. Ein Polizist starb. Auch Abu-Jamal wurde schwer verletzt. Im Juni des darauf folgenden Jahres wird der damals 27-Jährige wegen Polizistenmordes zum Tode verurteilt. Abu-Jamal sieht sich selbst als „Angriffsziel, das neutralisiert werden sollte“. Es gibt bis heute keine eindeutigen Beweise für seine Schuld. Abu-Jamal hatte als Radio- und Zeitungsjournalist gegen den Rassismus und die Brutalität der US-Polizei gekämpft.

Das Berliner „Solidaritätsbüro Mumia Abu-Jamal“ hat für den 3. November zwei Journalistinnen eingeladen, die ihn im Todestrakt besucht haben. Im Kato am U-Bahnhof Schlesisches Tor werden die Frauen von ihren Gesprächen mit dem zum Tode Verurteilten erzählen. Ende November wollen in Berlin noch mal alle Aktionsgruppen Deutschlands gemeinsam auf die Straße gehen. Die Organisatoren hoffen, dass die Proteste eine so große Dynamik bekommen, dass „die USA es sich nicht mehr leisten können, Mumia umzubringen“. Karen Heinrichs