Der Adel ist auf den Hund gekommen

■ Die Svantevits aus Köpenick sind ein sehr stolzes Geschlecht. Für Yacodharas Aron zählt nur eins: makellose Schönheit. Deswegen macht die Familie auch vor Inzest nicht Halt

Yacodharas Aron von Svantevit wohnt immer noch bei seiner Mutter. Dabei ist er schon 25 Jahre alt. Der Umgang der beiden ist besonders herzlich. Die Mutter, Scarlett vom Blauen See, schleckt ihm manchmal Schnauze und Hintern ab. Auf fremde Besucher ist die alte Dame aber nicht gut zu sprechen.

Gudrun Berlin, die seit einigen Jahren in den Diensten der Familie Svantevit steht, bringt Scarlett auf ihr Zimmer. „Wenn Sie reißerisch schreiben“, sagt sie mit ernster Miene, „dann können Sie gleich wieder gehen.“ Neulich waren Reporter da, die Aron in Kampfpose fotografieren wollten.

Yacodharas Aron macht gerade einen Spaziergang, und so sehen wir uns auf dem Anwesen um. In Köpenick sind die Lebensbedingungen für eine Adelsfamilie nicht gerade üppig. Scarlett, Aron und seine Halbschwester Brunhilde müssen sich ihre Unterkunft mit den hauseigenen Handwerkern teilen. Scarlett schläft unter der Treppe. Aron und Brunhilde schlafen im Keller.

Endlich kommt Yacodharas Aron. Mit seinen schönen dunklen Augen schaut er uns neugierig an. Seine Statur ist Furcht einflößend. „Der tut nichts“, sagt Gudrun Berlin und streicht ihm über den Kopf, für den er schon viele Preise gewonnen hat. Aus seinem Mund läuft weißer Schleim.

Ihn stört das nicht. Er kann es sich ja leisten. Heute gibt es nichts zu gewinnen. „Die Svantevits sind sehr stolz“, sagt Gudrun Berlin und berichtet von einer Reise nach München. In einem China-Restaurant wollte sich Scarlett nicht auf die Marmorfliesen legen. Sie gab erst Ruhe, als vom Kellner eine Sitzbank für sie freigemacht wurde. Und Brunhilde trägt wegen einer Nickelallergie nun ein Lederhalsband um ihren schlanken Hals. „Nach dem Preis wird nicht gefragt“, sagt Frau Berlin. „Sie bekommen nur das Teuerste.“

Aron ist traurig, weil Brunhilde nicht da ist. Die Halbschwester weilt gerade in der Schweiz, um sich von Arvid Arne vom Blauen See decken zu lassen. Das schmeckt Aron nicht, aber die Familienlinie soll möglichst rein gehalten werden. Inzest ist in diesen Kreisen nichts Ungewöhnliches. Natürlich wird streng darauf geachtet, wer mit wem, schließlich ist man um den makellosen Körperbau besorgt. Denn auf den mehrmals jährlich stattfindenden Galas muss man eine gute Figur machen. Das ist für Aron kein Problem. Er ist ein Multichampion. Sein größter Konkurrent ist Bruder Adonis. Die beiden können sich nicht riechen. Aron ist heiß begehrt und kann sich vor Angeboten kaum retten. Doch in seinem Leben gibt es nur zwei Frauen, seine Mutter und Brunhilde.

Wenn Brunhilde zurückkommt, wird sie sich um den Nachwuchs kümmern. Es besteht kein Zweifel, dass der sensible Aron die Vaterschaft annehmen wird. Die Weibchen tragen den typisch svantevitschen Familiengeruch, den freilich nicht jeder erkennt. Und eine der beiden Töchter bleibt Aron vorbehalten.

Im Januar wird sich die Familie auf ihrem Landsitz im schönen Dänemark von den ständigen Strapazen des vergangenen Jahres erholen. Ungestört werden sie sich in den strahlend weißen Dünen vergnügen, es sei denn, die Paparazzi tauchen wieder auf.

Jan Brandt