Aushängeschild des Süderelberaums

■ Fischbeks Volleyballerinnen feiern am Sonntag ihre Heimpremiere gegen den Dresdner SC

Nach einjähriger Abstinenz schmettern die Volleyballfrauen des TV Fischbek wieder in der höchsten nationalen Spielklasse. Eindrucksvoll wie der antike Sagenvogel Phoenix ist das sportliche Aushängeschild des Süderelberaums auferstanden. Endlich wieder Erstliga-Volleyball in der Hansestadt, die seit den Erfolgen der HSV-Herren vor 15 Jahren dem Volleyball auf internationalem Niveau nachtrauert.

Die Fischbekerinnen haben am letzten Wochenende überraschend die favorisierten Damen des SSV Ulm mit einer 3:0-Niederlage unter die Dusche geschickt. Gegen die solide Teamleistung der norddeutschen Aufsteigerinnen war die durch das Engagement der Sportwelt AG von Kinofilmverleiher Michael Kölmel prall gefüllte schwäbische Brieftasche machtlos. Die Volleyballszene der Hansestadt kratzt sich verdutz, aber fröhlich grinsend den Hinterkopf: Der TV Fischbek ist Tabellenführer der Bundesliga.

Die Premiere im Volleyballoberhaus vor zwei Jahren endete mit dem sofortigen Wiederabstieg, und Horst Lüders, der nimmermüde rackernde Vereinsvorsitzende, hat Rückkehr geschworen und am Fuße der Harburger Berge neue Sportförderstrukturen außerhalb des Vereins geschaffen. Der Diplom-Volleyball-Ingenieur gründete eine Sportmarketinggesellschaft und beschaffte als alleiniger Gesellschafter und Geschäftsführer die notwendigen Sponsoren um den Etat von rund 400.000 DM zu decken. Damit die Erstligistinnen zukünftig angemessene Spielbedingungen haben und das Team nicht nördlich der Elbe spielen müssen, soll in Neugraben eine neue Sporthalle entstehen. Der Bezirksamtsleiter hat es versprochen.

Von den Spielerinnen aus der letzten Bundesligasaison sind nur noch Zuspielerin Katrin Petzold, Mittelblockerin Silke Schmitt, Sabine Verwilt-Jungclaus und Simone Kollmann – beide Außenangriff – dabei. Um sie herum wurde das Team mit den routinierten osteuropäischen Spielerinnen Marina Chuxeyeva aus Kasachstan, Zdena Mocova (Tschechien) und Ana Popovic (Bosnien) sowie den norddeutschen Talenten Geeske Banck vom TuS Holtenau und Nicole Fetting vom Schweriner SC verstärkt. Spielführerin Simone Kollmann analysiert die Chancen des Teams realistisch: „Vor zwei Jahren waren wir mit Abstand die ältesten der Liga, jetzt sind wir homogener besetzt und gut eingespielt – ein echtes Team. Ohne Verletzungen können wir unter die ersten sechs und in die Play-Offs kommen.“

Zur Heimpremiere am Sonntag kommen die nächsten Meisterschaftsfavoritinnen in die Sporthalle Quellmoor: die Deutschen Meisterinnen und Pokalsiegerinnen des Dresdner SC, derzeitig Tabellenzweite und gespickt mit polnischen und deutschen Nationalspielerinnen. Fischbeks Trainer Knud Rettig wiegelt jede Siegchance ab: „Dresden ist international erfahren und gegenüber der Vorsaison kaum verändert – die sind uns deutlich überlegen.“ Als jedoch am 22.2.1998 mit Münster letztmalig eine deutsche Meisterinnen-Frauschaft nach Fischbek gekommen ist, haben die Favoritinnen in einem begeisternden Spiel mit 0:3 verloren. Die Hamburgerinnen gehen daher vielleicht mit einem psychologischen Vorteil aufs Feld. Favoritinnenschreck Fischbek? Egal, endlich wieder Erstliga-Volleyball.

Oliver Camp

Sporthalle Quellmoor (Neugraben): Sonntag, Vorprogramm 14.00 Uhr, Spielbeginn 15.00 Uhr