Dreikönigstreffen in Berlin

■  Gestern weihten die Nordländer Schweden, Dänemark, Finnland, Island und Norwegen ihren gemeinsamen Botschaftspark ein. Zeit zur Betrachtung majestätischer Gewänder

Klatsch ist nicht nur Sache des Volkes. Auch hoch dotierte Gäste, wie Diplomaten und Politiker, machen sich gerne Gedanken über angeblich Banales. Also: Silvia Sommerlath, pardon, die Königin von Schweden trug ein schwarzes Gesteck aus Bändern im hochgesteckten Haar, dazu kleidete sie ein gedeckt oranges Kostüm mit eingewirktem Muster. Die schöne Königin Sonja von Norwegen repräsentierte sich ebenfalls in feinemTuch. Königin Margrethe II. von Dänemark wartete mit einem lila Hut auf, blieb sonst aber eher zurückhaltend in ein dunkelgraues Cape gehüllt. Es war kalt.

Die dänische Monarchin eröffnete gestern die fünf nordischen Botschaften im Beisein der jeweiligen Staatsoberhäupter, sowie von Bundespräsident Johannes Rau und Berlins Regierendem Bürgermeister Eberhard Diepgen. Schweden, Finnland, Norwegen, Island und Dänemark residieren nun am Klingelhöfer-Dreieck in einem gemeinsamen Botschaftspark, dessen Bau rund 130 Millionen Mark gekostet hat. Es ist das erste Mal in der Geschichte der Diplomatie, dass so viele Staaten auf einem Areal ihre Repräsentanzen bauen, dass die Diplomaten in einem „Kasino“ tafeln, in einer Sauna schwitzen, sich in einem sechsten Haus mit gemeinsamen Veranstaltungen repräsentieren und in der Politik, wenn nötig, vermehrt mit einer Stimme reden wollen.

„Wir schaffen damit eine größere kritische Masse“, sagte am Rande des Sektempfangs der schwedische Gesandte Mikael Westerlind. Schließlich hätten alle nordischen Länder zusammen nur 20 Millionen Einwohner. Wenig mehr als Nordrhein-Westfalen. Man hoffe, dass sich der Blick der Deutschen wieder mehr gen Norden wende, so wie bis zum Zweiten Weltkrieg. Die nordischen Ländern wollten die Zusammenarbeit der Anrainerstaaten der Ostsee fördern. Die jungen baltischen Demokratien müssten gestärkt werden.

Der norwegische Botschaftsrat Sverre Jevell betonte, dass Deutschland und insbesondere die Metropole Berlin als Bundeshauptstadt für die Nordländer immer wichtiger werde. „Bis zum Zweiten Weltkrieg gingen alle kulturellen Anstöße aus und nach Europa via Berlin. Unsere bedeutenden Künstler haben ihren internationalen Durchbruch vielfach in Berlin gehabt.“ Auch Königin Margrethe betonte die neue Rolle Berlins, ihre Schnelllebigkeit, die zugleich anziehe und abstoße. „So, wie wenn der Finne Mika Häkkinen sich hinter das Lenkrad seines Formel-Eins-Rennwagens setzt“, sagte sie vor vierhundert geladenen Gästen im Zelt, dessen eine Seite sich während des Festaktes wie ein Theatervorhang öffnete und den Blick auf die Gebäude mit ihrem Innenhof freigab.

Die nordischen Länder sind seit Jahrhunderten kulturell eng verbunden und arbeiten schon seit den fünfziger Jahren im Nordischen Rat auf politischer Ebene eng zusammen. Jevell: „Wir wollen unsere Werte gemeinsam vertreten.“ Als Beispiel nannte er die Gleichberechtigung, bei der „wir sicherlich weiter sind“. Aber es ginge den nordischen Ländern auch darum, sich vor einem wirtschaftlich starken Deutschland zu schützen. Deutschlands Beschäftigungspolitik habe oft unmittelbare Auswirkungen auf die nordischen Regionen. „Manchmal müssen wir uns wehren. Gemeinsam sind wir stark.“ Annette Rollmann