Querspalte

■ Mein täglich Belgrad

Es wird dunkel. Ich schalte die Gasheizung ein und gucke auf die Uhr. Jetzt sollten sie eigentlich wieder raus, damit ihnen demnächst wärmer wird. Die EU hat so ein kleines Programm aufgelegt, „Energie für Demokratie“, daraus kriegen jene Serben, die einen korrekten Bürgermeister gewählt haben, vielleicht ein Kännchen Heizöl. Und die anderen müssen eben kurz vor dem Sandmännchen in die Stiefel und Demokratie üben. Gleich nach dem Aufstehen kontrolliere ich die Morgennachrichten. Wieder nur ein paar tausend Demonstranten. Die müssen's ja wissen. Stabile Januar-Hochdruckgebiete können unangenehm werden da unten. Das soll keine Drohung sein. Ich sag das nur. Fragen Sie den Kachelmann.

Als der Serbe neulich auf die Villa seines gewählten Peinigers marschierte und von dessen Schweineschergen eins über den Nischel bekam, da war mir wohler. Aber es sind zu wenige Demokraten, um auch nur ein Ölfass zu betanken. Kann man eine Platzwunde in Kohlen oder Wattstunden umrechnen? Gibt es für fünfmal Schädeltrauma eine Batterie? Mit Kupferkopf? Grass hat Scharping nun aufgefordert, „erneut zu handeln“. Sollten wir noch mal versehentlich beim Chinesen renovieren? Aber Grass meint nur, im Kosovo würde ethnisch vertrieben. Ach so. Gut, dass Scharping sofort dementiert hat: Bundeswehrangehörige hätten erstmals den Frieden in eine Region gebracht. Von 8.000 Serben in Prizren, wo die Bundeswehr den Frieden hingefahren hat, sind 7.800 weg. Diese Tschetniks, denen ist es einfach zu friedlich. André Mielke