Querspalte

■ Oskar, es zerreißt mich

Im Buddelkasten, wenn Uwe Becker mich geärgert hatte, soll ich regelmäßig gegreint haben: „Wenn du mir nicht mein Auto wiedergibst, dann bist du nicht mehr mein Freund.“ Er tat den Teufel, und tags darauf kam ich wieder angekrochen. Inzwischen ist Uwe Becker nicht mehr mein Freund. Das hat er nun davon. Bis heute habe ich nicht gelernt, wie man Männerfreundschaften kündigt. Ich rufe einfach nicht an. Lasse ausrichten, ich sei gerade in Afghanistan. Echte Kerle dagegen treten sich gegenseitig herzhaft in die Klöten und rufen einander zu: „Halt's Maul! Trink deinen Rotwein, fahr in die Ferien, such dir eine sinnvolle Beschäftigung!“ Letzteres sagte der preisgekrönte Günter Grass seinem Ex-Freund Oskar Lafontaine. Das hat Schmackes, und wenn es in der Tagesschau gesendet worden ist, dann kann man es schlecht zurücknehmen, es sei denn, man heißt Otto Rehhagel. Dagegen wirkt die Abschiedsformulierung des Außenministers verquält und übersäuert: Es tue ihm weh, jetzt die „politische Selbstzerstörung eines Freundes mitzuerleben“. In gegenwärtiges Deutsch übersetzt heißt das: „Oskar, es zerreißt mich, dich so zu sehen. Aber wegzugucken wäre feige.“ Womöglich plant Fischer eine militärische Lösung. Dann wäre es immerhin keine Selbstzerstörung mehr. Fischer denkt nämlich nur noch an Uniformen: „Wenn sich der kommandierende General im entscheidendenden Augenblick, wenn es bleihaltig wird in der Schlacht, vom Acker macht und Ihnen hinterher erzählt, wie Sie den Krieg hätten gewinnen können“, dann sei das „sehr seltsam“. Sehr seltsam ist etwas anderes, nämlich, dass Fischer sich öfters vom Acker macht, wenn es hirnhaltig zu werden droht. Beispielsweise sagte er zur Situation seiner Partei, selbst bei der Basis sei „nicht angekommen, was wir alles erreicht haben.“ O doch, gerade dort. André Mielke