Atomtransporte in Arbeit

■ Garantien zur Einhaltung der Grenzwerte fehlen weiterhin, Betrieb von Stade bleibt bedroht. Erstes Zwischenlager an einem deutschen AKW seit einer Woche in Betrieb

Berlin/Hannover (taz) – Das erste Zwischenlager direkt neben einem Reaktorblock ist in Obrigheim in Betrieb gegangen. Seit der Eröffnung am 19. September lagert die Kernkraftwerk Obrigheim GmbH dort hochradioaktive Brennstäbe ein, bestätigte der AKW-Betreiber gestern. Über eine Strecke von etwa 150 Metern werden die Castoren in das mit einer Stahlbetonwand geschützte Lager gefahren – unbehelligt von Demonstranten, denn die haben Hausverbot auf dem Privatgelände. Mit dem Zwischenlager umgehen die Betreiber den Transport-Engpass: Seit 1998 rollen weder deutsche noch französische Atommüllbehälter, weil immer wieder strahlende Partikel an deren Außenhaut gefunden wurden.

Solch ein Zwischenlager am Standort hätte auch das AKW Stade gerne, denn auch dort ist das Lager innerhalb des Reaktorgebäudes voll. Die für Stade zuständige PreussenElektra versucht nun, rechtzeitig bis zum Brennelementewechsel im Frühjahr ihr internes Lager zu erweitern – denn per Bahn wird das Lager nicht entleert werden können: „Es gibt objektive Schwierigkeiten, die nötige Zahl an Transporten vor dem Brennelementewechsel durchzuführen“, sagte gestern ein Sprecher des für die Genehmigung zuständigen Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS). Darüber sei man sich bei einem Treffen mit der PreussenElektra vergangene Woche vor Ort einig gewesen. Wer das Kraftwerk noch mal im Betrieb sehen will: Am Sonntag ist dort Tag der offenen Tür.

Die PreussenElektra und andere Betreiber drängen aber auch auf eine generelle Wiederaufnahme der Transporte. „Die dafür eingereichten Unterlagen sind komplett“, so gestern eine Sprecherin von PreussenElektra. In einem begleitenden Brief hatte der Konzern jedoch festgestellt: Die Forderung, „daß bei Radionuklidtransporten zukünftig die Überschreitung des Wertes vier Becquerel pro Quadratzentimeter absolut ausgeschlossen ist“, müsse dazu führen, „daß zukünftig Radioaktivtransporte überhaupt nicht mehr möglich wären“ (taz von gestern).

Dieser amtlich festgelegte Schwellenwert wurde in der Vergangenheit überschriten. Eine Garantie kann bis heute kein Betreiber abgeben, erkennen sie an: „Wir müssen einmal transportieren, um zu sehen, ob die vorgeschlagenen Massnahmen auch in der Praxis greifen“, meinte die PreussenElektra gestern treuherzig.

Im BfS wird bestätigt, dass alle geforderten Unterlagen eingegangen seien. „Wir arbeiten an der Genehmigung. Wann sie abgeschlossen ist, kann man noch nicht sagen“, so die BfS-Auskunft.

R. Metzger/J. Voges